Lange gesucht und endlich gefunden: In der Serie "Ode an ein Ding" feiern wir jede Woche völlig subjektiv ein Produkt. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 14/2025. Wenn mein Vater aus Frechen in seinen Geburtsort Dersim reist, verwandelt sich unser Wohnzimmer in ein Logistikzentrum. Jedes Mal dasselbe Ritual: Bohnenkaffee, Knoblauchwurst, Whiskey und Schokolade – gestapelt, gewogen, verstaut. Delikatessen aus Deutschland als Mitbringsel für Familie, Freunde und Nachbarn in unserem abgelegenen kurdischen Dorf. Kaum ausgepackt, füllt sich sein Gepäck aufs Neue. Datteln, Honig, süßes Gebäck. Doch das Wertvollste, das mein Vater aus Dersim mitbringt, ist die Ernte seines Gartens. Obst und Gemüse von Bäumen und Sträuchern, die er vor Jahrzehnten gepflanzt hat. Für ihn sind das mehr als nur Lebensmittel – sie sind sein Erbe. Granatäpfel, Quitten, Maulbeeren, Tomaten, Paprika. Der Geschmack seiner Kindheit. Erinnerungen an den Garten, den er einst beackerte, an das Zuhause, das er in den Achtzigerjahren verlassen hat, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Es war 2019, als sich ein gemeinsamer Sommerurlaub in Dersim unerwartet in die Länge zog: Der Rückflug fiel aus, wir strandeten in einem Hotelzimmer. Was mir von diesen 48 Stunden in Erinnerung bleibt, ist vor allem der Geruch. Beißend und scharf. Der Grund: das Handgepäck meines Vaters – eine Supermarkt-Tüte, randvoll mit giftgrünen Spitzpaprika aus unserem Garten. Zu empfindlich für den Koffer, zu wertvoll für den ruppigen Transport. Lieber trug mein Vater seine Ernte bei sich. Deshalb hat uns der scharfe Duft der Paprika nächtelang wie ein unsichtbarer Mitreisender begleitet. Willkommen im Wochenende Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende – lesen Sie hier die aktuelle Ausgabe und abonnieren Sie unseren Letter. Registrieren Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis. Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt. Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement. Diese E-Mail-Adresse ist bereits registriert. Bitte geben Sie auf der folgenden Seite Ihr Passwort ein. Falls Sie nicht weitergeleitet werden, klicken Sie bitte hier . Zurück in Deutschland habe ich mich auf die Suche nach einer Reisetasche gemacht, die mir selbst gefällt, die aber künftig auch die Ernte meines Vaters sicher transportieren würde. Leicht, widerstandsfähig und zeitlos sollte sie sein. Kompakt genug, um sie im Gepäckfach der Flugzeugkabine zu verstauen, klein genug, um leer auf Postkartengröße zu schrumpfen. Bei Longchamp fand ich eine Tasche, die meine praktischen Kriterien erfüllt und dazu mit ihren Lederhenkeln weich in der Hand liegt. Mein Vater begegnete der Tasche anfangs mit Skepsis – zu elegant, zu wenig pragmatisch. Also nahm ich sie mit: auf Wochenendtrips, ins Schwimmbad, in die Sauna. Ihr abwischbares Innenfutter trotzt nasser Schwimmkleidung, feuchten Handtüchern und matschigem Obst. Das überzeugte wohl auch meinen Vater. Erst im vergangenen Herbst kam er damit zurück aus Dersim. Wieder war die Tasche gut gefüllt, diesmal mit etwas, das er als "Medizin" bezeichnet: saftige Tomaten aus seinem Garten. Alle empfohlenen Produkte wurden von den Autorinnen und Autoren selbst gekauft und sind in vielen Fällen schon lange in Gebrauch.