Auf die Aktionen von Leistungsträger Jackson Irvine kommt es jetzt besonders an. Der FC St. Pauli will in den verbliebenen sieben Spielen noch mehr geben als bisher in der Saison Mit 25 Punkten ist der FC St. Pauli noch lange nicht am rettenden Ufer, nur drei Punkte trennen den Club vom Relegationsrang. Der Gegner am Sonntag, Champions-League-Kandidat Borussia Mönchengladbach, kommt mit viel Qualität. Anzeige Eine Erfolgsmeldung gab es dann doch in der laufenden Woche beim FC St. Pauli am Millerntor: Nach knapp fünf Monaten war am vergangenen Montag die Zeichnungsphase für die FCSP-Genossenschaft offiziell abgelaufen, 27 Millionen Euro fließen so in die Vereinskassen. Sportlich läuft es hingegen nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Partien nicht so doll. Nach einer von der Kür her zwar guten, dennoch ertraglosen 2:3-Niederlage beim FC Bayern, muss nun Sonntag ein Dreier im heimischen Stadion ausgerechnet gegen den Champions-League-Kandidaten Borussia Mönchengladbach her (15.30 Uhr/Sky und im Live-Ticker auf WELT.de). Anzeige St. Pauli ist Tabellenfünfzehnter und liegt damit nur einen Platz und drei Punkte vor dem Relegationsrang. Die Braun-Weißen haben sich im Laufe der Saison zwar gut entwickelt, waren als Aufsteiger mit bescheidenen Mitteln gegen fast jeden Gegner zumindest auf Augenhöhe. Taktisch klug agierend, mit sehr viel Herzblut und auch spielerischer Klasse heimsten sie so auch wertvolle Punkte im Kampf um den Klassenerhalt ein. Doch sieben Spieltage vor Schluss zählt das alles nur wenig, die Kiezkicker befinden sich in einer Ergebniskrise. „Die aktuelle Situation entspricht in weiten Teilen dem, was wir zu Saisonbeginn erwartet haben“, versucht Paulis Sportdirektor Andreas Bornemann zu beschwichtigen. „Mit Ausnahme von Hoffenheim befinden wir uns in direkter Konkurrenz zu den Teams, die mit ähnlichen finanziellen Mitteln wie wir agieren. Positiv ist, dass wir mit einem kleinen Vorsprung über dem Strich stehen. Wir wissen aber auch, dass es weiterhin sehr eng zugehen wird und wir weiter punkten müssen“, ergänzte er gegenüber WELT AM SONNTAG. „Dafür müssen wir Woche für Woche an unser Leistungsmaximum kommen.“ Anzeige Gute Defensive aber schlechte Offensive Der FC hat zwar die drittbeste Defensive der Liga, aber mit lediglich 22 Treffern auch die schlechteste Offensive. Da liegt also bei all dem Lob an Coach Alexander Blessin, der kurzfristig Erfolgstrainer Fabian Hürzeler ersetzte, doch einiges im Argen. Das Pressen, schon an vorderster Linie mit einem spielstarken Neuner im Sturmzentrum, kennzeichnet das ganze kampf- und laufintensive Spiel St. Paulis. Am Ende fehlt vorn jedoch einfach zu oft die Puste für konzentrierte Torabschlüsse. Was also gilt es nun zu tun? „Es sind nur noch sieben Spiele zu absolvieren. Um unser großes Ziel Klassenerhalt zu erreichen, müssen wir alles reinwerfen, vielleicht noch ein wenig mehr als bisher. Jedes Spiel nun ist ein Endspiel“, gibt St. Paulis Torwart Nikola Vasilj die Marschroute aus. Das Spiel gegen Gladbach sei also enorm wichtig, auch wenn er und sein Team sich der Stärke des Tabellenfünften bewusst seien. Vasilj erinnert auch daran, wo sein Team nach jahrelangen Tälern der Zweiten Liga herkam und sprach von einer „riesigen Herausforderung“ anstelle von Nervosität oder gar Angst. „Wir sind immer noch in einer guten Ausgangslage. Natürlich reichen unsere jetzigen 25 Punkte nicht aus, um die Klasse zu halten.“ Zuletzt wurden auf dem Trainingsgelände in der Kollaustraße auch munter und optimistisch bei allem gebotenen Ernst offensive Spielzüge einstudiert. Man spreche auch ständig innerhalb der Mannschaft über mögliche Verbesserungen, versicherte Vasilj. Ob die Offensive hierbei mehr Kritik benötige als die Defensive? „Wir sind ein Team“, betonte er. „Die Offensive startet bei uns hinten.“ Gegen Gladbach muss sich die starke Pauli-Abwehr um Vasilj gegen Sturmgrößen wie Nationalspieler Tim Kleindienst behaupten, der aus einer Gelbrot-Sperre ins Team zurückkommt. Er wurde zwischenzeitlich grandios von Alassane Plea ersetzt, der in zwei Spielen viermal traf. Zuletzt sorgte er für den 1:0-Sieg gegen RB Leipzig. Zu den Gladbacher Champions-League-Ambitionen sagte Fohlen-Coach Gerardo Seoane: „Ich spüre, dass die Mannschaft das Ganze will.“ Es verspricht ein heißes Match zwischen den beiden Traditionsclubs am Sonntag am Millerntor zu werden. „Egal, wie man es nennt, die verbleibenden Spiele sind enorm wichtig und angesichts der Qualität in dieser Liga eine große Herausforderung“, sagte Bornemann, der auch die personelle Lage ansprach. „Deswegen ist es schön, dass wir für den Saisonendspurt mit Spielern wie Connor Metcalfe, Robert Wagner und Morgan Guilavogui auch wieder mehr Optionen zur Verfügung haben.“ Vor allem, dass Guilavogui, der mit drei Treffern grandios in die Rückrunde startete, sich dann aber verletzte, wieder für Gefahr sorgen könnte, lässt die FC-Verantwortlichen hoffen. Auch Innenverteidiger Hauke Wahl, der gegen Bayern aus privaten Gründen fehlte, wird wieder in die Startelf zurückkehren – rechtzeitig zu den Endspielen. Martin Sonnleitner