Studie besagt, das ZDF solle zur Internetplattform werden: Mainz statt Musk

Das ZDF soll sich schrittweise zu einem „Digital Open Public Space“ (DOPS) entwickeln, zu einem öffentlichen Raum der digitalen gesellschaftlichen Kommunikation, und so ein Gegengewicht zu den dominierenden, privatwirtschaftlich organisierten Digitalnetzwerken bilden. Darauf lautet die These der Studie „Perspektiven für den Digitalen Public Value im ZDF“, die der Verwaltungsrat des Senders in Auftrag gegeben hat. Die Autoren Leyla Dogruel, Katharina de la Durantaye, Christina Elmer, Tobias Gostomzyk und Frank Lobigs präsentierten ihre Ausarbeitung am Freitag in Berlin. Sie analysieren das Potential, über welches das ZDF verfüge, um Initiator einer Infrastruktur zu sein, die der Gesellschaft und der öffentlichen Meinungsbildung nutze. Antreten gegen die großen Digitalplattformen Die Verfasser der 136 Seiten umfassenden Schrift sind der Überzeugung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine „faktenbasierte, an demokratischen Grundwerten orientierte gemeinsame Basis (Common Ground) gesellschaftlicher Verständigung“ schaffen könne. Dazu müsse sich das ZDF, dass über die nötigen strukturellen Voraussetzungen verfüge, zu einem offenen Gemeinwohl-Netzwerks wandeln. Der Sender solle „Netzwerk-, Spiral-, Skalen- und Ökosystem-Effekte“ nutzen, in einen „qualitativen Differenzierungswettbewerb zu den marktmächtigen Plattformen“ treten und ein „Common-Ground-Gegengewicht“ bilden Das ZDF könne, meinen die Autoren, einen digitalen Kommunikationsraum in mehreren Phasen aufbauen. Kurzfristig seien auf eigenen Plattformen Kommentar- und Feedback-Funktionen zu installieren, um „Erfahrungen mit Nutzerinteraktion“ zu sammeln. Mittelfristig sollten diese Funktionen auf alle Inhalte ausgeweitet und Interaktionen über verschiedene Plattformen ermöglicht werden. Langfristig wäre eine „vollständig offene, dezentrale Infrastruktur“ denkbar, die andere Akteure einbinden könnte. Zudem solle das ZDF Software und Inhalte möglichst offen zur Verfügung stellen und Einschränkungen nur dort vorsehen, wo dies rechtlich oder wirtschaftlich erforderlich sei. Auch solle der Sender sein Portfolio an freien Inhalten vergrößern und hervorheben, welche Angebote den größten „Mehrwert“ für die Gesellschaft versprächen. Zu erwägen sei eine spezielle Lizenz für Bildungs- und Nachrichtenzwecke, um Bildungs-, Kultur- und Forschungseinrichtungen Rechtssicherheit zu bieten. Generell übertrage der Reformstaatsvertrag den Öffentlich-Rechtlichen derartige Aufgaben bereits. Doch müsse die Medienpolitik dem ZDF noch einen entsprechend qualifizierten Auftrag erteilen. Das Budget des Senders müsse erhöht werden, „um die personellen, organisatorischen und technischen Voraussetzungen für den Betrieb eines gemeinwohlorientierten digitalen Diskursraums“ zu schaffen. Dafür schlägt die Studie einen Zukunftsfonds vor, der „zweckgebundenen, aber flexibel nutzbar“ und nicht aus dem Rundfunkbeitrag gespeist werden solle.