TSV Partenkirchen vor Scherbenhaufen: Finanzielle Situation „passt überhaupt nicht“ Von: Tanja Brinkmann Drucken Teilen Eine finanzielle Herausforderung: die Traglufthalle, die der TSVP aber zur Aufrechterhaltung seines Spiel- und Trainingsbetriebs dringend braucht. © Fellner Der Turn- und Sportverein Partenkirchen (TSVP) steht vor einem Umbruch. Bei der Mitgliederversammlung am Freitag soll ein komplett neuer Vorstand gewählt werden. Nachdem allerdings in Sachen Finanzen noch sehr viele Fragen offen sind, wird das jetzige Führungsteam wohl nicht entlastet. Garmisch-Partenkirchen – Sportlich läuft's beim TSV Partenkirchen. Davon zeugen 800 Kinder und 200 Jugendliche, die im Verein aktiv sind. Auch die neuen, sehr gut gestarteten Abteilungen – Radsport und Frisbee – belegen, dass der Turn- und Sportverein mit seinen über 1900 Mitgliedern in dieser Hinsicht hervorragend dasteht. Blickt man aber hinter die Kulissen, schaut's anders aus. Da liegt vieles im Argen. Vor allem finanziell. Ehrenvorsitzender Wolfi Hostmann, der den TSVP zwölf Jahre lang geführt hat, spricht gar von „einem Scherbenhaufen“. Den galt es nun vor der Mitgliederversammlung am Freitag, 2. Mai (19.30 Uhr im Werdenfelser Hof), anzupacken. An diesem Abend sollen die Versäumnisse der Vergangenheit auf den Tisch kommen. Und ein neues Führungsteam gewählt werden. Dass Björn Michel, der den Verein seit 2014 geleitet und auch eine Feldhockey-Abteilung gegründet hat, nicht mehr zur Verfügung steht, war bekannt. Deshalb kam Christian Loth ins Spiel, der sich auch bereit erklärt hat, diese Aufgabe zu übernehmen. „Vorher wollte er aber wissen, wie der Verein dasteht“, sagt Hostmann. Ein verständlicher Wunsch, durch den etliche unschöne Überraschungen zu Tage traten. Die finanzielle Situation „passt überhaupt nicht“. Das hat sich zunächst in puncto Sporthort gezeigt, der vom Verein massiv bezuschusst werden musste und der nur mit Unterstützung der Gemeinde noch bis zum Schuljahresende läuft. Aber auch in Sachen Transparenz und Kommunikation bestehe erheblicher Handlungsbedarf. Mitglieder haben Traglufthalle noch nicht abgesegnet Ein Thema, das allen Beteiligten massive Bauchschmerzen bereitet, ist die Traglufthalle, die seit vergangenem September hinter dem Olympia-Eissportzentrum steht. Unbestritten ist, dass die Hallensituation im Ort ungenügend ist und diese gebraucht wird. Deshalb ist der TSVP aktiv geworden. Das Dilemma: Das Konstrukt ist teuer und wurde bislang nicht von den Mitgliedern abgesegnet. Das soll am Freitag nachgeholt werden. Die Leasingraten – über konkrete Zahlen hat Michel bei der Aufstellung nicht gesprochen – schultert die Sportmedizin Garmisch-Partenkirchen GbR. Diese vertritt unter anderem der bisherige Vorsitzende, der Leitender Oberarzt bei der „endogap“-Klinik für Gelenkersatz am Klinikum ist, als Gesellschafter. Für die Betriebskosten ist der Verein zuständig. „Bis jetzt sprechen wir hier von 60.000 Euro“, sagt Hostmann. Allein im Februar hätten die Heizkosten mit 8500 Euro zu Buche geschlagen. Ob der TSVP diese Summe weiterhin stemmen will und vor allem kann, entscheiden nun die Mitglieder. Schaut man in die Satzung, wird schnell klar, dass man diese viel häufiger involvieren hätte müssen. Nur Ausgaben bis 3000 Euro dürfen allein vom Vorstand abgesegnet werden. Bis 10.000 Euro muss der Ausschuss hinzugezogen werden. Für alles darüber hinaus sei die Mitgliederversammlung zuständig, erklärt der Ehrenvorsitzende. Er spricht von „Bauchentscheidungen“, die zu der unguten Situation geführt haben. Und davon, dass vieles „blauäugig“ passiert ist. Inwieweit der alte Vorstand in der Haftung steht, „muss jetzt ein Rechtsanwalt klären“. Wegen dieser und weiteren offenen Fragen kann das Team um Michel, der am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, vorerst wohl auch nicht entlastet werden. Entscheidend für Hostmann ist, dass die neue Mannschaft „unbelastet anfangen kann“. Horrorszenario für den TSVP konnte abgewandt werden Deren „Ziel ist es, mit den Mitgliedern zu kommunizieren und auch den Ausschuss einzubeziehen“, erklärt Hostmann. Letzteren will er wieder aufleben lassen, auch wenn er sonst keinen offiziellen Posten übernimmt. Geht es um die Rettung des Vereins, ist er aber zur Stelle. Mit Loth, der sich vor der Wahl nicht äußern will, einem Rechtsanwalt und einem Steuerberater durchforstete er besagten Scherbenhaufen, um den TSVP vor dem Untergang zu bewahren. Die Rücklagen sind Hostmann zufolge längst aufgebraucht. Wäre Ende März in Sachen Sporthort nicht die Reißleine gezogen worden, „hätte im Lauf des Jahres die Insolvenz gedroht“. Ein Horrorszenario, das abgewandt werden konnte. Jetzt gilt es, den Neustart zu meistern. Nur dann läuft es auch hinter den Kulissen wieder rund – und nicht nur sportlich.