Köln: Wie Messen im Ausland zur „großen Marketing-Maschinerie“ geworden sind

Die Kölner Messe ist für Weltleitmessen in ihren Deutzer Hallen bekannt, doch das Auslandsgeschäft nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Es gibt Anuga-Ableger für die globale Lebensmittelbranche in Brasilien, China, Japan, Satellitenmessen der Süßwaren-Schau ISM in Japan und Dubai, dazu internationale Schwestermessen von Kölner Erfolgsveranstaltungen wie Interzum, Kind & Jugend und Didacta. Etwa 15 Prozent des Umsatzes in Höhe von zuletzt rund 365 Millionen Euro erlöse die Messegesellschaft mit Auslandsmessen, sagt Oliver Frese am Freitag im brasilianischen São Paulo während einer Videokonferenz mit Journalisten. Neben ihm sitzen Christoph Werner aus der Geschäftsleitung der Kölner Messe und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. 130.000 Besucher auf der Gamescom Latam Gemeinsam sind sie nach Brasilien gereist. Vor wenigen Tagen wurde in São Paulo die Gamescom Latam eröffnet, nach der Gamescom Asia, die in diesem Jahr von Singapur nach Bangkok umzieht, ist sie der zweite Ableger der weltgrößten Messe für Video- und Computerspiele in Köln. Seit nunmehr zehn Jahren ist die Messegesellschaft mit einer eigenen Tochtergesellschaft in São Paulo vertreten. Die Kölner Repräsentanten wollen dabei nicht nur die Kennzahlen der Gamescom Latam feiern, die laut Christoph Werner bei der erst zweiten Ausgabe steil nach oben zeigen: 130.000 Besucher bedeuten ein Plus von 30 Prozent zu 2024, als die Messe bereits einen Rekord für eine Auslandspremiere einfuhr. Frese, Werner und Reker wollen vielmehr unterstreichen, dass in Süd- und Lateinamerika großes Potenzial liegt – und eine Chance, auch in Köln zu wachsen. Wer glaube, dass Ablegermessen die Attraktivität der Kölner Originale beeinträchtigten, irre sich nämlich, sagt Frese. „Sie stärken den Standort Köln.“ Nach internationalen Ausgaben der Kölner Leitmessen sei der Zuspruch aus den Veranstalterländern bei der nächsten Originalmesse in Köln größer, mit mehr Fachbesuchern und Ausstellern. Frese nennt die Auslandsmessen selbstbewusst „eine große Marketing-Maschinerie, mit der die Messen in Köln noch bekannter werden“. Nicht nur angesichts der großen Unsicherheiten, die Geschäfte mit und in den USA derzeit mit sich bringen, setzen die Kölner Messe und das Stadtoberhaupt auf florierende Geschäfte auf dem Kontinent. „In Zeiten, in denen Handelsbarrieren aufgebaut und Partnerschaften infrage gestellt werden, brauchen wir jetzt wachstumsstarke Verbündete wie Brasilien und die Länder des Mercosur umso mehr“, sagt Henriette Reker. „Kölns Städtepartnerschaft mit Rio de Janeiro ist ein wichtiger Brückenpfeiler für Handel und zivilgesellschaftlichen Dialog mit dem größten Land Lateinamerikas.“ Ein weiteres Ziel: noch mehr Menschen nach Köln zu bringen, die die Stadt vibrieren lassen. So beschreibt Henriette Reker, was passiert, wenn die Videospielfans jedes Jahr im August in Köln einfallen – 335.000 waren es zuletzt. Die Messebesucher in Brasilien begegneten ihr freundlich und zugewandt, wenn sie hörten, woher sie komme, sagt Reker: „Köln hat ein herzliches Image und ein Image als guter Gastgeber.“