„Ich sehe die Insolvenz als Chance“: Banke im Gespräch mit Investoren Von: Kathrin Kapfer Drucken Teilen Entwicklungspotenzial: Friedrich Banke ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen vernünftig weitergeführt wird. Seine Innovationen sind in der Brauereibranche eine Bank. © privat Ein Investor soll die Firma Banke wieder auf Erfolgsspur bringen. Die Absage eines Wunschkandidaten führte zu finanziellen Problemen. Viele Taufkirchener reagierten überrascht auf die Nachricht, dass die ortsansässige Firma Banke Insolvenz angemeldet hat (wir berichteten). Auch Bürgermeister Stefan Haberl zeigte sich beim Gespräch mit der Heimatzeitung erstaunt. Er selbst habe davon über die Zeitung erfahren, gestand er. Jetzt sieht es aber laut Firmengründer und -inhaber Friedrich Banke danach aus, dass sein Unternehmen „vernünftig weitergeführt wird“. Er sei mit mehreren Investoren im Gespräch, sagte Banke unserer Zeitung, „die ersten tragfähigen Konzepte liegen auf dem Tisch.“ Aktuell sieht es so aus, dass Banke in Zusammenarbeit mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter in der Lage ist, die laufenden Projekte noch abzuwickeln, damit für Kunden und Lieferanten der Schaden klein gehalten wird. Absage des Wunschkandidaten Neben dem Geld, das die Firma für einen Neustart braucht, geht es Banke vor allem um das richtige Konzept. Bei mehreren Investoren sieht er gute Anknüpfungspunkte. Der Taufkirchener Unternehmer ist froh, dass seit Veröffentlichung der Pressemitteilung zur Insolvenz mehrere Firmen ihr Interesse angemeldet haben. Denn nur auf ein Pferd zu setzen, ist ein Fehler, den Banke kein zweites Mal machen wird. Schon im vergangenen Jahr war er zur Finanzierung des starken Wachstums mit Investoren im Gespräch und hatte einen Vertrag mit einem Investor ausgehandelt. „Wenn man über Monate kontinuierlich an den Vertragsdetails arbeitet, glaubt man nicht an ein Scheitern“, so der Unternehmer. Doch genau das ist passiert: Im Februar trat der „Wunschkandidat“ von seinem Angebot zurück. Die Begründung: Die Trump-Regierung in Amerika hat die Klimaziele gekippt. Deshalb investierten vor allem große amerikanische Brauereien erst mal nicht in Energieersparnis-Technologien, so der potenzielle Geldgeber. Rohstoffe einsparen Ein Mann mit vielen Patenten Brauereien und technologische Innovationen: Friedrich Banke bringt das seit Jahrzehnten unter einen Hut. Nach seinem Studium der Verfahrenstechnik arbeitete er zunächst bei einem Anlagenbauer in Freising, wechselte dann als technischer Leiter in die Molkerei nach Weihenstephan, bevor er bei einem amerikanischen Anlagenbauer für die Bierfiltration zuständig war. Nebenbei stieg er als Gesellschafter bei einem Chiemgauer Start-Up für Brauereianlagen ein. 2007 startete Banke in die Selbstständigkeit durch, zunächst als One-Man-Show, dann mit immer mehr Mitarbeitern. Zu den ersten Kunden gehörten Paulaner und Augustiner, später sogar Heineken. Er habe aber auch kleinen Start-Ups geholfen, vernünftige Anlagen zu bauen, erzählt der 58-jährige Unternehmer. Seine eigene Firma startete er im ausgebauten Speicher seines damaligen Hauses in Inning am Holz, 2011 siedelte er nach Taufkirchen um, 2014 kaufte er die Immobilie am Gewerbering. Dort entwickelte er mit seinem Team und in Kooperation mit Universitäten 20 Patente für den Brauprozess. Die Innovationskraft ist aber genau das, was den Wert der Taufkirchener Firma ausmacht: Banke hält über 20 Patente aus dem Bereich des Brauprozesses. Die Technologien, die der studierte Verfahrenstechniker zusammen mit seinen Ingenieuren, Maschinenbauern und Braumeistern entwickelt hat, helfen unter anderem dabei, Rohstoffe wie Wasser, Malz und Energie einzusparen. In den vergangenen zehn Jahren brachte die Firma, die mit Universitäten wie der TU München kooperiert, mehrere innovative Technologien auf den Markt, um den Einsatz des Hopfens zu optimieren. Dass er mit seinem Erfindungsreichtum punkten kann, weiß Banke. „In vielen Lehrbüchern sind Technologien von mir nachzulesen“, berichtet der 58-Jährige. Das machte seine Firma auf Messen attraktiv: „Ich habe in den letzten Jahren jedes Mal Übernahme-Angebote bekommen“, so Banke. Viele dieser Interessenten klopften auch jetzt wieder an. „Ich sehe die Insolvenz als Chance“, sagt er. Denn: „Organisatorisch muss die Firma restrukturiert werden“, so der Unternehmer. In die Insolvenz sei das Unternehmen aber nicht nur geraten, „weil uns das Wachstum überrollt hat“. Die Organisation und das Projektmanagement sei der Auftragslage nicht mehr gewachsen gewesen. Auch Corona brachte die Firma in Schwierigkeiten. Nach der Krise sei man „unter schlechten Bedingungen gestartet“. „Der Brauereibranche ging‘s schlecht, unter den Anlagenbauern gab‘s einen regelrechten Preiskampf auf dem Markt“, erinnert sich der Unternehmer. Um konkurrenzfähig zu bleiben, mussten sie schlechte Margen hinnehmen. Standort soll bleiben Das senkte den Gewinn und das Investitionspotenzial. Denn um die Aufträge auszuführen, muss ein Anlagenbauer in Vorleistung gehen: Das Material ist teuer, teils monatelange Verzögerungen in der Lieferkette verschlimmerten die Schieflage. Der Absprung des Investors steuerte das Unternehmen schließlich in die Zahlungsunfähigkeit. Das soll künftig nicht mehr passieren: „Es geht darum, mit einem guten Partner ein gutes Umfeld zu schaffen“, so Banke. Der Standort soll Taufkirchen bleiben.