FC Thun: Mauro Lustrinelli und Spieler vor Duell mit FC Aarau

Abo Spitzenspiel FC Thun gegen FC Aarau – Gilt ein Handyverbot? Wie Trainer und Spieler die Stunden vor dem grossen Aufstiegsduell verbringen Die Vorbereitung auf ihren Match des Jahres gestalten die Berner Oberländer so normal wie möglich. Ein erster Wettkampf steigt schon vor dem Anpfiff. Adrian Horn Leonardo Bertone, in Abwesenheit des verletzten Marco Bürki Captain des FC Thun, feiert den Penaltytreffer, den er Ende letzter Woche in Neuenburg erzielt hat. Foto: Urs Lindt (Freshfocus) Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren. Abo abschliessenLogin BotTalk Elf Monate lang haben sie auf diesen Tag gewartet. Ende Mai 2024 verloren die Thuner den Kampf um den letzten verbleibenden Platz in der Super League. Mit dem Gesamtskore von 2:3 unterlagen sie in der Barrage GC, den entscheidenden Treffer kassierten sie zu Hause kurz vor Schluss. Der 31. Mai 2024: GC-Kultfigur Amir Abrashi freut sich grenzenlos über den Ligaerhalt – während der Thuner Verteidiger Kevin Djacko am Boden zerstört ist. Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus) Nun haben die Berner Oberländer wieder die Möglichkeit, im eigenen Stadion aufzusteigen. Am Freitag empfängt der Challenge-League-Leader den FC Aarau, seinen Verfolger. Damit Mauro Lustrinellis Mannschaft bereits an jenem Abend alles klarmacht, benötigt sie einen Sieg. Wie verbringen Staff und Spieler die Stunden vor dieser für sie so wichtigen Partie? Dominik Albrecht, der Sportchef, gewährt einen Einblick in die Abläufe. 14 Uhr am Vortag: Fokus auf den Gegner Am Tag vor einem Abendspiel pflegen die Thuner nicht wie üblich vormittags, sondern nachmittags zu trainieren; es ist jeweils die letzte Übungseinheit vor dem Ernstkampf. Um 14 Uhr treffen sich Staff und Mannschaft. Zunächst geht es um den Gegner, die Videoanalyse dauert zwischen 5 und 25 Minuten. Volle Konzentration: Verteidiger Jan Bamert vor einer Partie. Foto: Pascal Muller (Freshfocus) Im Anschluss folgt die Arbeit auf dem Platz, im Vordergrund stehen spielerische Elemente und beispielsweise das Einüben von Standards, wie Sportchef Albrecht erklärt. Das Abschlusstraining ist dazu da, einen Eindruck von der bevorstehenden Aufgabe und vor allen Dingen ein gutes Gefühl zu erhalten. Es dauert nicht allzu lange, kurz nach 16 Uhr ist es zu Ende. Der Abend davor: «Ausgang? Auf diese Idee käme keiner» Die Verantwortlichen lassen den Fussballern gewisse Freiheiten; so was wie eine verordnete Bettruhe gibt es nicht. Albrecht sagt, den Spielern jedes Detail vorzuschreiben, sei nicht mehr zeitgemäss. Diese möchten «abgeholt» und nicht bis weit in die Privatsphäre hinein bevormundet werden, hält der Sportchef fest. Eingespieltes Team: Sportchef Dominik Albrecht (links) ist genauso Teil der Thuner Geschäftsführung wie dessen Vorgänger, Präsident Andres Gerber. Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus) Die liberale Praxis habe sich bewährt. «Am Abend vor einem Spiel Pommes zu essen oder gar auszugehen: Auf diese Idee käme keiner unserer Spieler», erzählt Albrecht. Eine in jeder Beziehung bestmögliche Vorbereitung sei heute Standard – und im Sinne jedes Einzelnen: «Wer sich da nicht seriös verhält, schadet sich selber: Das kann man sich nun, da unser Sport noch mal deutlich athletischer geworden ist, schlicht nicht leisten.» 16 Uhr: Die unmittelbare Vorbereitung beginnt Vor einem Match essen Staff und Spieler gemeinsam, sie tun dies im immer gleichen Restaurant, das sich in der Nähe der Stockhorn-Arena befindet. Eigens für die Mannschaft hergerichtet worden ist ein Buffet, das Suppe, Teigwaren, Reis sowie Fleisch und Fisch bietet. Ja, es gebe Vegetarierer im Team, sagt Albrecht. Andere Spieler essen grundsätzlich Fleisch, verzichten drei, dreieinhalb Stunden vor der Partie aber darauf. Einzelne Akteure seien in derlei Momenten ganz allgemein nicht besonders hungrig. Die Verantwortlichen legen in dieser Phase Wert auf einen «vernünftigen Mix» aus Spannungsaufbau und Lockerheit. Die Fussballer spielen Karten, die Trainer machen mit, das hat laut Albrecht durchaus Wettkampfcharakter. Das Handy dürfen die Spieler benutzen; sie machen aber kaum davon Gebrauch, wie der Sportchef festhält. Haben die Thuner gegen Aarau die Nase vorn? Christopher Ibayi gegen den Aargauer Marcin Dickenmann. Foto: Urs Lindt (Freshfocus) Im Anschluss an das Essen folgt die Teamsitzung, an welcher die Spieler die Startaufstellung erfahren. «Meist enthält sie für die Direktbeteiligten keine grossen Überraschungen – wer spielen wird, das zeichnet sich bereits an den Tagen davor in den Trainings ab.» Albrecht ist nahe an der Mannschaft; das ist ihm wichtig. Er sehe sich in derlei Momenten aber in der Rolle des Beobachters. «Den Lead hat Mauro, unser Trainer. Ich bin aber gerne dabei – für mich, um ein ein Gefühl für den Moment zu kriegen.» Rund 90 Minuten vor dem Anpfiff erscheint die Mannschaft wieder im Stadion, die unmittelbare Vorbereitung beginnt. In der Kabine läuft Musik, Schlüsselspieler ergreifen das Wort. 15 Minuten vor dem Spiel: Lustrinelli schwört das Team ein Die Partie gegen Aarau ist ein sogenanntes Fernsehspiel; es wird auf Blue Zoom übertragen, dem Free-TV-Kanal der Swisscom-Marke. In diesen Fällen gibt es, was die Minuten vor dem Match betrifft, ein Protokoll, an das sich die Involvierten zu halten haben. Konkret bedeutet das unter anderem, dass sie die Kabine früher verlassen müssen. In Erwartung eines weiteren grossen Spiels: Trainer Mauro Lustrinelli. Foto: Pascal Muller (Freshfocus) Bevor sie sich in die Mixed Zone begeben und danach den Rasen betreten werden, richtet Trainer Lustrinelli noch mal ein paar Worte an die Akteure. Hierbei geht es längst nicht mehr um taktische Dinge – es gilt, die Spieler «heiss zu machen». Am Freitagabend dürfte ihm das besonders leichtfallen. Newsletter FC-Thun-Poscht Erhalten Sie jedes Mal eine Mail, wenn ein neuer Artikel zum FC Thun erscheint. Weitere Newsletter Einloggen Adrian Horn ist seit 2007 an Bord. Er arbeitet für die Sportredaktion und verantwortet die Berichterstattung über das regionale Geschehen. Mehr Infos Fehler gefunden?Jetzt melden.