Das Berliner Schuhhaus „Ega“ schließt? Diese Nachricht aus der Altstadt Spandau ging durch die Decke und wurde im Tagesspiegel richtig viel gelesen. Na klar: Das Traditionshaus in Berlins größter Fußgängerzone kennt schließlich jeder im Bezirk. Aber nicht nur das markante Geschäftshaus am Marktplatz ist eine Berühmtheit, sondern auch das Grundstück selbst. Denn dort stand das alte Spandauer Rathaus. Darauf weist Geschichtskenner und Tagesspiegel-Leser Rainer Fliegner hin, der dem Spandau-Newsletter des Tagesspiegels zwei alte Postkarten mailte. Das Geschäftshaus am Marktplatz heute. © André Görke Fliegner ist Spandauer und sammelt alte Postkarten aus seinem Bezirk. „Inzwischen sind auf meiner Seite mehr als 1.500 Ansichtskarten von Spandau zu finden“, berichtet er. Hier finden Sie das Portrait im Tagesspiegel. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Externen Inhalt anzeigen Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „Die Postkarte mit dem alten Rathaus stammt von 1909“, berichtet Fliegner. Das Rathaus am Markt wurde vor knapp 100 Jahren abgerissen. Das alte Rathaus Spandau 1909 am Marktplatz in der Altstadt. © Sammlung Fliegner An die Historie erinnert übrigens auch eine Gedenktafel an der Fassade. Darauf steht: „Auf dem Grundstück der Berliner Volksbank hat seit dem Mittelalter das Spandauer Rathaus gestanden. In den Befreiungskriegen 1813 zerstört und 1818 neu errichtet, fiel der Bau 1929 dem Abriss zum Opfer.“ Das heutige Rathaus am ICE-Bahnhof wurde 1913 eröffnet. 1930. „Spandauer Bank“ steht auf der Fassade. © Sammlung Fliegner Diese Postkarte wiederum zeigt den Neubau, der etwa 1930 anstelle des alten Spandauer Rathauses am Marktplatz entstanden und ein Baudenkmal ist. Das geht aus den Informationen der landeseigenen Seite denkmaldatenbank.berlin.de hervor. Interessant sind nicht nur die Oldtimer auf dem alten Bild, die damals durch die Altstadt knatterten. An der Fassade steht der Schriftzug „Spandauer Bank“, die das Gebäude damals auch gebaut hat und später von der Volksbank übernommen wurde. Unten rechts befindet sich seit den 50er Jahren der Schuhladen Ega. Das heutige Rathaus Spandau wurde 1913 an anderer Stelle eröffnet. © Rathaus Spandau am Werner-Salomon-Platz/André Görke Eine Tagesspiegel-Leserin erinnert sich Die Nachricht vom Ega-Ende in der Altstadt bewegte im Tagesspiegel nicht nur Spandaus Bürgermeister Frank Bewig, CDU, sondern auch viele Leserinnen und Leser. Eine schöne Anekdote schickte zum Beispiel Ursula Ehlert („Jahrgang 1943“) an den Spandau-Newsletter des Tagesspiegels, der darüber zuerst berichtet hatte. Auf Plakaten wird der Ausverkauf angekündigt. © André Görke „Ich denke, dass alle alten Spandauer noch Frau Gallipp kennen“, schreibt Tagesspiegel-Leserin Ehlert. Dazu muss man wissen: Das Kürzel EGA setzt sich aus dem Namen des Gründers zusammen: Erwin Gallip. „Frau Gallip saß immer an einem Schreibtisch und hatte einen großen Karteikasten vor sich. Die Karteikarten waren Kunden, die Schuhe auf Abzahlung kaufen mussten. Meine Mutter war Anfang der 50er dort auch Kundin. Im Frühjahr gab es für mich und meinen Bruder neue Sommerschuhe und im Herbst (bis dahin war abbezahlt!) die Winterschuhe. Das kann sich heute wohl keiner mehr vorstellen?“ Der Architekt des Hauses am Marktplatz heißt Richard Ermisch - auch er eine bekannte Person, auch über die Spandauer Bezirksgrenzen hinaus. 1929 wurde das alte Rathaus abgerissen „Zu seinen Werken gehören das Planetarium am Zoo (1926, zerstört), die Siedlung Zeppelinstraße in Spandau (1926/27), Bauten auf dem Gelände des Städtischen Vieh- und Schlachthofs in Prenzlauer Berg (1926-1934), das Strandbad Wannsee (mit M. Wagner, 1929/30), Messehallen am Funkturm (1934-1936) und das Rathaus Tiergarten in Moabit (1935/36)“, heißt es im Straßenlexikon Kauperts. In Prenzlauer Berg trägt eine Straße seit 2005 seinen Namen; in Wilmersdorf liegt er seit 1960 begraben. Mehr aus Spandau lesen Sie in unserem Bezirksnewsletter, der zu unserem digitalen Angebot Tagesspiegel Plus (T+) gehört – wie auch die Newsletter-Ausgaben aus den anderen elf Berliner Bezirken. Bestellbar unter diesem Link hier.