Die Steilvorlage kam aus Leverkusen – und das ziemlich unerwartet. Mit dem 0:0 gegen Union Berlin am Samstagnachmittag lud der Double-Gewinner von 2024 den Tabellenführer FC Bayern München dazu ein, drei Stunden den Punkte-Vorsprung in der Meisterschaft auszubauen. Zusätzlich ein Boost fürs Gemüt angesichts der bevorstehenden Mammutaufgabe, am Mittwoch bei Inter Mailand die 1:2-Hinspielniederlage noch zu drehen. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Mit einem Erfolg gegen Borussia Dortmund, angereist mit einem 0:4 in den Gliedern vom Champions-League-Spiel beim FC Barcelona, hätten die Bayern die Rückeroberung des Titels praktisch eingetütet. Doch die Münchner – um im Bild zu bleiben – kamen ihrerseits nicht in die Gänge, vergaben trotz zahlreicher Torchancen die große Möglichkeit. Heraus kam ein 2:2 nach 2:1-Führung gegen den BVB. Es blieb beim Sechs-Punkte-Polster und der besseren Tordifferenz. Ein doppelter Dämpfer. Denn so wurde die Brust nicht breiter vier Tage vor dem Rückspiel beim italienischen Tabellenführer. Das Bayern-Gebilde wackelt Nach der plötzlichen Gäste-Führung durch Maximilian Beier drehten die Bayern das Spiel, kamen durch die beiden Joker Raphael Guerreiro und Serge Gnabry zu einer 2:1-Führung, die sie jedoch sechs Minuten danach verspielten. Waldemar Anton staubte ab und glich aus. Das wilde Hin und Her der zweiten Halbzeit erinnerte an die Schlussphase des Hinspiels gegen Inter und zeigte: Die Bayern wanken, sind aktuell nicht stabil. Das Gebilde, natürlich porös durch die Verletzungen der Schlüsselspieler Alphonso Davies, Jamal Musiala und Torhüter Manuel Neuer, wackelt. Es wirkt unrund – und das im falschesten Moment der Saison. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Er war einer der wenigen Lichtblicke: Bayern-Stürmer Serge Gnabry. Quelle: IMAGO/Oryk HAIST Starke Momente, vor allem Gnabry belebte das Offensivspiel, sind da, dennoch fehlen in der Defensive wie in der Offensive Kompetenz sowie Konsequenz und Effizienz. Der Aufwand ist hoch, der Ertrag zu gering. Am Ende war der BVB durch Pascal Groß dem dritten Tor näher. Und so müssen sich die Bayern glücklich schätzen, dass Leverkusen zuvor gepatzt hatte. Bayern gegen BVB war laut Kompany „wie ein Pokalspiel“ Für Bayern-Trainer Vincent Kompany fühlte es sich in der zweiten Halbzeit an wie „ein Pokalspiel. Für so ein Spiel würde ich mir ein Ticket kaufen“. Laut der scheidenden Vereinslegende Thomas Müller war das 2:2 aus Bayern-Sicht „ein Spiel der verpassten Möglichkeiten“. Andererseits – und da spricht der Optimismusminister: „Wir sind der Meisterschaft einen Schritt nähergekommen.“ Was Müller meint: Der Vorsprung ist gleichgeblieben, Bayern und Verfolger Leverkusen haben nun ein Spiel weniger. Stimmt. Doch Bayern hat so viele (Tor-)Chancen vergeben, dass sie eine doppelte Gelegenheit verpasst haben. Gegenüber Leverkusen und mit Blick aufs Inter-Spiel. Auch da widersprach Müller, der von Beginn an auflaufen durfte und den 1:1-Ausgleich von Guerreiro vorbereitete: „Wir haben uns selbst gezeigt, dass wir viele Torchancen kreieren können, die uns am Mittwoch weiterhelfen sollen, in die nächste Runde der Champions League einzuziehen.“ Und Kompany meinte: „Bei uns ist nicht alles perfekt im Moment, aber der Glaube, die Mentalität sind da. Aus dem, was wir gesehen haben, kann man Kraft ziehen.“ Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Für das Alles-oder-Nichts-Spiel in Mailand. Für die Aufholjagd. Für das Wunder? Davon will Routinier Müller, der im Giuseppe-Meazza-Stadion sein letztes Champions-League-Spiel bestreiten könnte, nichts wissen. „Wenn der FC Bayern auswärts ein Spiel mit einem Tor gewinnt oder auch mit zweien, da würde ich erstmal nicht von einem Wunder sprechen“, meinte Müller im ZDF und erklärte: „Wir brauchen einfach ein gutes Spiel, das uns bis zur 90. Minute in die Position bringt, dass wir dieses Spiel gewinnen können. Ein Sieg mit einem Tor Unterschied bringt uns schon mal in die Verlängerung.“ Die eigenen Anhänger schworen ihre Helden gleich nach Abpfiff auf das wichtigste Spiel der Saison ein, schmetterten der Mannschaft vor der Kurve ein kräftiges „Eu-ro-pa-po-kaaal“ entgegen. Voller Hoffnung. Und als Aufforderung.