Senftenberger Flüchtlingsheim: Recherche deckt Anschlagsplan mutmaßlicher rechter Jugend-Terrorgruppe auf

Monatelang recherchiert ein Investigativteam von "Stern" und RTL in der rechtsextremen Szene. Dabei stoßen sie auf eine Gruppe, die Anschläge auf Asylheime in Brandenburg und Thüringen geplant und teilweise durchgeführt haben soll. Besonders brisant ist das junge Alter der mutmaßlichen Täter. Ein Reporterteam von "Stern" und RTL hat Pläne für einen Brandanschlag auf ein Wohnheim für Asylsuchende im brandenburgischen Senftenberg aufgedeckt. Im Februar hatte die Festnahme eines 21 Jahre alten Tatverdächtigen aus Sachsen bundesweit Schlagzeilen gemacht. Nun bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft Dresden, dass die monatelangen verdeckten Recherchen die Ermittler auf seine Spur brachten. Sie habe "aufgrund der Hinweise einer Journalistin ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", sagte Sprecher Patrick Pintaske. Ein Reporterteam von "Stern Investigativ." hatte in rechten Chatgruppen recherchiert - und in Tschechien den Kauf zweier Kugelbomben miterlebt. Diese Kugelbomben fanden die Ermittler am 12. Februar 2025 bei einer Razzia in der Wohnung des Hauptverdächtigen im Landkreis Meißen. Bei den Durchsuchungen waren außerdem Schlagringe, Einhandmesser, Munition sowie Schreckschuss- und Softairwaffen sichergestellt worden. Den "Stern"- und RTL-Recherchen zufolge soll der 21-jährige Tatverdächtige den mutmaßlichen Anschlag nicht allein geplant haben, sondern mit mindestens einem weiteren Mitglied einer Gruppierung namens "Letzte Verteidigungswelle". Dabei soll es sich um einen 15-Jährigen aus Südbrandenburg gehandelt haben. Nach der Festnahme hatte Pintaske zunächst gesagt, nach aktuellem Stand sei von einem Einzeltäter auszugehen. Bezug zu anderen Straftaten Der 15-Jährige aus Südbrandenburg soll laut den Recherchen zudem bereits im Oktober 2024 einen Brandanschlag auf ein Kulturhaus in Altdöbern verübt haben. Auch dieser Anschlag hat in den vergangenen Wochen mediales Aufsehen erregt. Die Polizei hatte ermittelt - und war zunächst von einem technischen Defekt als Brandursache ausgegangen. Inzwischen ermittelt sie wegen schwerer Brandstiftung. Ein drittes Mitglied der Gruppe, 18 Jahre alt und aus Thüringen, soll laut den Recherchen mit Pyrotechnik eine Asylunterkunft im thüringischen Schmölln angegriffen haben. In beiden Fällen - Altdöbern wie Schmölln - liegen "Stern" und RTL Chatverläufe und Videos vor, die die Täterschaft nahelegen. Die Hintergründe aller drei Fälle und die Hinweise auf die mutmaßlichen Täter waren den Ermittlern nach eigener Aussage vor den Anfragen des Reporterteams so nicht bekannt. Verbote prüfen Seit Sommer des vergangenen Jahres beobachten Verfassungsschützer neue rechtsextreme Jugendgruppierungen, die sich im digitalen Raum organisieren. Viele Mitglieder sind extrem jung, Teenager oder sogar Kinder. Sie nennen sich "Jung & stark", "Letzte Verteidigungswelle" oder "Deutsche Jugend Voran" und vernetzen sich über Chatgruppen bei Whatsapp, Signal oder Telegram. In diesen Chatgruppen finde eine "Turboradikalisierung" der Jugendlichen statt, warnt Brandenburgs Verfassungsschutzchef Jörg Müller. "Die jungen Nazis sind gewalttätig. Das geht von Sachbeschädigungen über körperliche Angriffe auf politische Gegner bis hin zu Brandanschlägen" so Müller im Interview mit "Stern und RTL. "Bei solchen Taten nehmen Neonazis eine Gefahr für Leib und Leben der Opfer in Kauf." Müller fordert, rechtsextreme Chatgruppen zu verbieten, in denen sich Kinder und junge Neonazis vernetzen. "Eine verfassungsfeindliche Chatgruppe, die einen Administrator und Zugangsvoraussetzungen hat, fällt für mich unter den Vereinigungsbegriff - und sollte daher auch verboten werden können", so Müller. Bislang sei es üblich, dass eine Vereinigung, die verboten werden soll, einen gewissen Organisationsgrad haben müsse, beispielsweise einen Vorstand und Mitgliedsbeiträge. Das entspreche heute nicht mehr der Realität, so Müller: "Verbotsverfahren müssen sich der Realität anpassen." Ob ein Gericht seine Einschätzung teile, müsse herausgefunden werden, sagte der Verfassungsschützer: "Wir sollten uns aber nicht scheuen, diesen Weg zu gehen und Verbote anzustreben." Die ganze Recherche sehen Sie auf RTL+, zudem berichten RTL und "Stern".