Blackout in Spanien und Portugal: Mindestens drei Tote nach Stromausfall

Nach dem historischen Stromausfall in Spanien und Portugal geht die Suche nach der Ursache weiter. Derweil ist inzwischen bekannt geworden, dass mindestens drei Menschen in der Folge ihr Leben verloren haben. Wie die galicische Zeitung "La Voz de Galicia" berichtet, handelt es sich um drei Personen im Alter von 81, 77 und 56 Jahren aus der nordwestspanischen Kleinstadt Taboadela. Der älteste benötigte demnach ein Beatmungsgerät und als der Strom ausfiel, ging ein benzinbetriebenes Notstromaggregat in Betrieb. Dessen Abgase haben sich wohl unbemerkt im Haus verteilt, das Ehepaar und ihr Sohn seien an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben, schreibt die Zeitung. Anzeige Lesen Sie auch Spanien und Portugal: Strom weitestgehend zurück, Ursache für Blackout unklar Die Suche nach der Ursache Derweil hat der spanische Stromnetzbetreiber REE (Red Eléctrica de España) schon am frühen Dienstag mitgeteilt, dass 99,95 Prozent der Stromnachfrage wieder bedient werden können und die Normalisierung bald abgeschlossen werde. Ähnlich hat sich auch Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez geäußert, aus dessen Regierung gibt es aber weiterhin keine Angabe zur Ursache. Laut El País wurden an Spaniens zentralem Strafgerichtshof inzwischen Ermittlungen zu einer möglichen Cyberattacke aufgenommen, nachdem diesbezügliche Andeutungen vorher zurückgewiesen worden waren. Entschieden zurückgewiesen habe Sánchez die Behauptung, dass ein Mangel an Kernkraftwerken ursächlich war. Nachdem die Zeitung früh berichtet hat, dass Montagmittag für fünf Sekunden 60 Prozent der Stromerzeugung aus Spaniens Netz verschwunden waren, was letztlich den Blackout ausgelöst hat, gibt es dazu nun Einschätzungen. So weist der Sprecher für das nationale Energiesystemdesign-Programm der Helmholtz-Gemeinschaft, Veit Hagenmeyer, gegenüber dem Science Media Center (SMC) darauf hin, dass das Stromnetz in Europa nicht darauf ausgelegt sei, dass so viel Erzeugungsleistung wegfällt. Ausgeglichen werden könnte ein Verlust von 3 GW, aber nicht die hier plötzlich fehlenden 15 GW. Deshalb sei es zu planmäßigen Abschaltungen gekommen, die sich kaskadenhaft ausgebreitet und die später bei der Reaktivierung geholfen haben. Wegen dieser reihenweisen Abschaltung könne man auch weiterhin nicht sagen, was den Stromausfall ausgelöst habe. Ein derart großer Leistungsabfall ist Hagenmeyer nach eigener Aussage jedenfalls nicht bekannt, er erinnert aber daran, dass sich 2006 in ähnlicher Weise Notabschaltungen von Deutschland aus nach Westeuropa ausgebreitet und sogar Spanien erreicht haben. 2021 sei eine derartige Kaskade verhindert worden, als in Kroatien ein Fehler aufgetreten war. Ob sich ein Vorfall wie der auf der Iberischen Halbinsel verhindern ließe, sollte er sich in Deutschland ereignen, könne man erst sagen, wenn man die genaue Ursache kenne. Mehrere parallele Störungen nötig Anzeige Christian Rehtanz, der Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft an der TU Dortmund, ergänzt gegenüber dem SMC noch, dass für solch einen massiven Blackout mehrere außergewöhnliche Ereignisse oder technische Fehler zusammenkommen müssten. Das könne grundsätzlich immer passieren, aber die Wahrscheinlichkeit sei insgesamt sehr gering, immer mehrere extrem seltene und ungünstige Kombinationen gleichzeitig auftreten müssten. Rehtanz ergänzt, dass die leittechnischen Systeme alle Ereignisse hochaufgelöst mitschreiben und eine genaue Analyse der Ereignisse am Montagmittag möglich sein kann. Bis dahin seien Aussagen zur möglichen Ursache reine Spekulation. Miguel de Simón Martín von der Universität von León in Spanien hat dem SMC noch erklärt, dass es Hinweise darauf gebe, dass in Frankreich plötzlich eine Hochspannungsleitung ausgefallen sei. Der Spannungsabfall könnte dazu geführt haben, dass Photovoltaik- und Windkraftanlagen abgeklemmt wurden, woraufhin das System kollabiert sei. Das sei durch die geringe Menge an Anschlüssen an das kontinentaleuropäische Stromnetz besonders verwundbar, deshalb bräuchte es mehr Verbindungen. Daran werde bereits gearbeitet. Sollte sich die Hypothese bestätigen, wäre eine Wiederholung in naher Zukunft unwahrscheinlich. Simón Martín erklärt noch, dass das spanische Stromnetz durch die Hinwendung zu erneuerbaren Energien radikal transformiert werde. Je mehr davon den Strombedarf auf der Iberischen Halbinsel decken, desto weniger Raum gebe es, um auf Störungen zu reagieren. Es sei deshalb von wesentlicher Bedeutung, mehr Stromspeicher zu installieren und Mikronetze zu entwickeln, die im Notfall abgetrennt und über verschiedene Energiequellen selbst versorgt werden können. Damit könnte die Flexibilität und Widerstandsfähigkeit der Stromversorgung gestärkt werden. Noch seien dafür aber auch technische Entwicklungen nötig. Lesen Sie auch Möglicher Zusammenhang zum Blackout in Spanien: Mehrere Orte in Grönland offline (mho)