Becketts „Warten auf Godot“ in München: Spiel ohne Spiel, Welt ohne Sinn

F.A.Z.-Archiv E-Paper F.A.Z. Produkte F.A.Z.-Portal Zum Glück nur ein Theaterabend: Claudia Bauer inszeniert am Münchner Residenztheater Samuel Becketts „Warten auf Godot“ als Zirkusdämmerung. In diesem Stück passiert rein gar nichts und alles mindestens zweimal. Denn alles, was nicht geschieht, wird wiederholt: Redensarten, Dialoge, Gesten. Bloß keine Handlung, scheint die Devise des Dramas, bloß kein Raumgewinn. Wladimir und Estragon warten auf jemanden, den sie nicht kennen, von dem ungewiss bleibt, ob es ihn gibt, und von dem sie nicht zu sagen wissen, weshalb sie auf ihn warten. Die leere Zeit vertreiben sie sich mit Spiegelfechtereien, sie beschimpfen einander, benörgeln einander, umarmen einander, fallen einander ins Wort. Zweimal überlegen sie, ob es nicht besser wäre, sich zu trennen. Zweimal kommt Pozzo, der Herr, mit Lucky, seinem koffertragenden Sklaven, den er an der langen Leine führt, auf die Bühn