Aus einem Planeten herausgeschlagen? – Überraschender Befund zu Asteroid Vesta

Versta, der zweitgrößte Asteroid im Asteroidengürtel, ist womöglich gar kein Protoplanet, wie bislang angenommen, aber weiterhin auch kein richtiger Asteroid. Das hat ein Forschungsteam anhand der Daten der NASA-Sonde Dawn ermittelt, die den Himmelskörper zwischen 2011 und 2012 umkreist hat. Deren Auswertung habe nun ergeben, dass Vesta gar keinen Kern hat und das Innere damit doch nicht dem eines Planeten gleicht. Gleichzeitig gibt es dort aber, anders als auf Asteroiden, vulkanisches Basalt. Das werfe Annahmen zur Entstehung von Vesta über den Haufen, denn bislang sei man davon ausgegangen, dass es sich um einen Protoplaneten handelt, der sich nie fertig entwickelt hat. Jetzt müssten andere Erklärungsansätze her. Das Team hat Hypothesen. Anzeige Überrest eines entstehenden Planeten? Vesta, beziehungsweise eigentlich (4) Vesta, gilt mit einem Durchmesser von etwa 500 Kilometern nach (2) Pallas als zweitgrößter Asteroid des Hauptgürtels zwischen Mars und Jupiter. Noch größer ist dort nur Ceres, dabei handelt es sich aber um einen Zwergplaneten. Bislang sei man davon ausgegangen, dass Vesta über eine Kruste, einen Mantel und einen Kern verfügt, erklärt die Michigan State University nun. Das Forschungsteam um den Planetologen Seth Jacobson hat nun aber ermittelt, dass es diesen Kern gar nicht gibt. Das sei sehr überraschend gewesen und erfordere ein völlig neues Nachdenken über den Himmelskörper. Der ist demnach nicht das Produkt einer abgebrochenen Planetenbildung. Vorstellbar ist dem Forschungsteam zufolge, dass Vesta den Prozess zwar einst begonnen hat, bei dem durch Schmelzvorgänge die Schichten entstehen, dass dieser aber abgebrochen wurde. Welche Ursachen dafür infrage kommen, schreibt das Team nicht. Als zweite Theorie schlagen sie vor, dass es sich bei Vesta um ein abgeschlagenes Stück aus einem im Wachstum befindlichen Planeten aus der Frühzeit des Sonnensystems handeln könnte. Jacobson hat demnach bereits untersucht, ob es im Asteroidenhauptgürtel solche Überreste gibt. Deshalb freut er sich besonders, dass mit Vesta nun womöglich ein besonders großer Überrest gefunden wurde. "Wir wissen nur noch nicht, von welchem Planeten", heißt es. Grundlage der jetzt im Fachmagazin Nature Astronomy vorgestellten Analyse sind die präzisen Messdaten von Dawn. In Bezug auf Rotation und Gravitationsfeld habe sich der Himmelskörper nicht wie ein Objekt verhalten, das einen Kern hat. Für diesen Befund war aber eine fast zehn Jahre lange Verfeinerung der Kalibrierungs- und Verarbeitungstechniken für die Daten notwendig. Erst jetzt habe man die bis dahin widersprüchlichen Schwerkraftdaten erklären können. Um die Entwicklungsgeschichte von Vesta zu rekonstruieren, seien jetzt weitere Modellierungen möglich. Möglich sei auch, dass sich weitere Erkenntnisse in den Daten von Dawn verbergen, die mit neuen Methoden zutage gefördert werden können. Lesen Sie auch Very Large Telescope: Scharfe Fotos von 42 großen Asteroiden im Hauptgürtel (mho)