„Lumpiges Geschäftsmodell“: 6-Quadratmeter-Zimmer für 695 Euro - Wegen Wahnsinns-Schlupfloch im Gesetz

„Lumpiges Geschäftsmodell“: 6-Quadratmeter-Zimmer für 695 Euro – Wegen Wahnsinns-Schlupfloch im Gesetz Von: Julia Stanton Drucken Teilen In deutschen Großstädten gibt es akute Wohnungsnot. Eine Firma in Hamburg nutzt das aus und verlangt 600 Euro für ein sechs Quadratmeter großes Zimmer. Hamburg — Wer in eine deutsche Großstadt zieht, hat oft Probleme eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden. Es gibt immer mehr Unternehmen, die diese Situation ausnutzen. Sie bieten Apartments an, die für einen längeren Zeitraum direkt auf ihrer Website gebucht werden können. Wohnungsnot in Hamburg: Firma verlangt 695 Euro für sechs Quadratmeter Dazu gehört auch die 2019 gegründete Firma STACEY. Sie bietet auf ihrer Website möblierte Zimmer in Hamburg, Berlin und Vallender an. Diese können online besichtigt und gebucht werden. Alle Nebenkosten sind im Preis enthalten. Dieser ist allerdings überdurchschnittlich hoch: Die Preise variieren laut Website zwischen 695 Euro für ein Basic Zimmer und 1495 Euro für ein Studio Apartment. Das Basic Zimmer enthält nur ein Bett und eine Kommode. Eine Heizung gibt es nicht. Auf der Website ist nicht genau angegeben, wie groß das Zimmer ist. Es steht lediglich „klein“ als Angabe dazu. Laut einem Bericht der Hamburger Morgenpost sind die Zimmer nur sechs Quadratmeter groß. Auf der Website heißt es dazu: „Diese Suite deckt alle Ihre Grundbedürfnisse ab und ist die kleinste Kategorie an allen unseren Standorten. Dennoch ist sie mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Ziehen Sie ein und schaffen Sie Erinnerungen!“ Laut dem Portal wg-gesucht liegen die Kosten für ein WG-Zimmer in Hamburg derzeit bei 610 bis 620 Euro pro Monat bei einer Durchschnittsgröße zwischen 12 und 19 Quadratmetern. In München kostet ein WG-Zimmer im Schnitt sogar 790 Euro. In einer aktuellen Anzeige verlangte jemand sogar 1690 Euro für ein Zimmer. „Das ist unfassbar": Nachbarn von Abzock-WG schockiert Gebucht werden die von STACEY angebotenen Zimmer wohl hauptsächlich von jungen Menschen, die Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden. Die Firma STACEY vermietet ein Mini-Zimmer in Hamburg für fast 700 Euro © Stacey.de Das Wohnhaus, um das es geht, liegt im Stadtteil Eimsbüttel und wurde von den Eigentümern 2019 verkauft. Seitdem seien zwei der insgesamt zehn Wohnungen zu STACEY-WGs umgebaut worden. Aus den 3,5-Zimmer-Wohnungen, seien vier separate Zimmer entstanden. „Das ist unfassbar“, urteilt ein Nachbar bei Hamburger Morgenpost. Abzock-WG in Hamburg: Firma findet Schlupfloch im Gesetz Da die angebotenen Wohnungen so viel teurer sind als üblich, wird STACEY immer wieder kritisiert. „Da achtet jemand ganz genau darauf, wo die Grenze des Erlaubten ist“, sagt Mikey Kleinert, Fraktionsvorsitzender der Eimsbütteler Linken. Der Anwalt Marc Meyer bezeichnete das Vorgehen der Firma als „lumpiges Geschäftsmodell“. Checkliste: Worauf Sie beim Mietvertrag achten müssen Fotostrecke ansehen Denn das Modell von Stacey sei laut Hamburger Morgenpost durch ein Schlupfloch legal. Da die Firma möblierte Wohnungen anbiete, könne der Vermieter den „Möblierungszuschlag“ verlangen, ohne diesen transparent aufzurühren. So bliebe unklar, wie hoch die eigentliche Miete ohne Möbel sei. Eine vor Kurzem veröffentlichte Analyse zeigt Immobilienpreise in Deutschland im Vergleich. Die Bayern-Zahlen schockieren dabei besonders. (jus)