Auswanderer von „Steuer-Paradies“ derbe enttäuscht - „Wird man schnell hassen“

Auswanderer von „Steuer-Paradies“ derbe enttäuscht – „Wird man schnell hassen“ Von: Lennart Schwenck Drucken Teilen Ein Leben ohne Steuern, in purem Luxus – das war die Idee. Doch viele Auswanderer kehren frustriert zurück. Dubai entlarvt sich als Fata Morgana. Dubai – Immer mehr Briten zog es in den vergangenen Jahren nach Dubai – angezogen von Sonnenschein, luxuriösen Shoppingmeilen und der Aussicht auf steuerfreie Einkommen. Einem Bericht der britischen Daily Mail zufolge verzeichneten die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) in den fünf Jahren bis 2024 einen Anstieg der Anfragen von Briten um 420 Prozent. Allein im letzten Jahr stieg das Interesse um 45 Prozent. Dubai-Euphorie weicht der Ernüchterung – viele Auswanderer bitter enttäuscht Doch die große Euphorie vieler Neuankömmlinge wich schnell der Ernüchterung. Statt eines sorglosen Lebens erlebten viele Unsicherheit, hohe Kosten und eine belastende Work-Life-Balance. Einige kehrten enttäuscht nach Großbritannien zurück – oder wählten, wie Sarika Dubey, sogar einen Umzug in das weniger glamouröse Luton. Dubey erklärte der DailyMail, dass die fehlende Möglichkeit auf eine dauerhafte Niederlassung in Dubai und die instabile Jobsituation für viele ein Problem seien. Dubai in Zahlen Einwohnerzahl: Rund 3,5 Millionen (Stand 2021) Wachstum: 850.000 (2000) → 1,8 Mio. (2010) → 2,5 Mio. (2017) → < 3 Mio. (2021) → 3,9 Mio. (2025) Ausländeranteil: Über 85 % der Bevölkerung, rund 15 % Einheimische Fläche: 3.885 Quadratkilometer Amtssprache: Arabisch (Englisch weit verbreitet) Religion: Islam (Staatsreligion); daneben Hindus, Sikhs, Christen Politisches System: Absolutistische Monarchie (Herrscherfamilie Al Maktum) Wirtschaft: Tourismus und Handel wichtiger als Erdöl; Dubai ist ein Steuerparadies Sicherheit: Sehr geringe Kriminalitätsrate, eines der sichersten Reiseziele weltweit Geografie: Wüstenemirat am Persischen Golf, heißes, trockenes Klima Besonderheiten: Heimat des Burj Khalifa (828 m, höchstes Gebäude der Welt) und der künstlichen Palmeninseln Quelle: Dubai Statistics Centre / besuche-dubai / merkur.de Alltag für viele Auswanderer in Dubai: Hohe Kosten, wenig Sicherheit und ein Gefühl der Leere Zwar lockt Dubai mit niedrigeren Steuern, doch die Lebenshaltungskosten ziehen drastisch an. Laut Daten der Immobilienfirma Knight Frank sind die Kosten seit 2020 um 124 Prozent gestiegen. Die Preise für Lebensmittel, Internet und Freizeitangebote sind teils deutlich höher als in London. Ein einfaches Internetpaket kostet in Dubai etwa über 88 Euro, während es in London nur rund 32 Pfund (knapp 37 Euro) sind, laut der Online-Datenbank für Verbraucherpreise Numbeo. Auch TikTok-Nutzer wie Lámidé Elizabeth schildern ihre Erfahrungen mit dem Alltag vor Ort. Sie berichtete, dass Dubai kaum fußgängerfreundlich sei und das extrem heiße Klima längere Aufenthalte im Freien unmöglich mache. Zudem kritisierte sie die unzureichende Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs – viele seien auf teure Taxis oder ein eigenes Auto angewiesen. Auch beruflich lief es für viele nicht wie erwartet. Osama Siddiqui, der sechs Jahre in Dubai lebte, berichtete Sarika Dubey auf deren YouTube-Kanal „Your Knowledge Buddy“, dass die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt ihn letztlich zur Rückkehr bewegt habe. In kurzer Zeit habe er mehrfach den Arbeitgeber wechseln müssen, oft bedingt durch Firmenzusammenbrüche und Krisen wie die Covid-19-Pandemie. Eine Kulisse wie aus einem Science-Fiction-Epos: Dubai erstrahlt auch bei Nacht im hellen Licht und ist über Kilometer weit zu sehen. © Panthermedia/Imago Siddiqui betonte: „Es fühlte sich nie an, als könnte man dort ein dauerhaftes Zuhause aufbauen. Man lebt in der ständigen Angst, plötzlich ohne Perspektive dazustehen.“ Auch viele andere ehemalige Auswanderer berichten auf TikTok und YouTube von ähnlichen Gefühlen – eine Heimatlosigkeit, die trotz Sonne und Luxus nicht wettgemacht werden konnte. Dubai, die kulturell kalte Wüste: Luxus, aber kein Zuhause Die soziale Struktur und Kultur Dubais führte bei vielen ebenfalls zu einer gewissen Entfremdung. Influencerin Izabelle Reid, die als Flugbegleiterin in Dubai arbeitete, zog nach 16 Monaten zurück nach Großbritannien. Zwar sei das Reisen und das steuerfreie Einkommen ein Plus gewesen, sagte sie auf TikTok, doch Dubai habe sich für sie „seelenlos“ angefühlt. Besonders die Rückkehr aus pulsierenden Reisezielen wie Brasilien ließ sie die Leere der Wüstenstadt deutlich spüren. Auch Sinead Clifford, eine irische TikTokerin, schilderte in einem Video emotionale Momente beim Abschied nach zweieinhalb Jahren in Dubai. Trotz vieler schöner Erinnerungen zog sie die Sehnsucht nach Familie und neuen Erfahrungen zurück nach Europa. Dubai, die Megametropole mitten im Nichts: Für viele ist die City ein Sinnbild für Sonne, Strand und Luxus – nur eine Seite der Medaille, die Realität ist eine andere. © IMAGO / Pond5 Images Das Wüstenklima Dubais wird für viele schnell zur Belastung. Temperaturen bis zu 60 Grad machen nicht nur das Leben im Freien schwer – selbst das Tragen von mitgebrachten Mahlzeiten wird im Sommer zur Herausforderung, wie Sarika Dubey der DailyMail schilderte. Die fehlende Natur und grüne Erholungsflächen trifft vor allem Neuankömmlinge aus Großbritannien hart, wo Parks und Spaziergänge Teil des Alltags sind. „Wenn man Natur liebt, wird man Dubai schnell hassen“, sagte Lámidé Elizabeth in einem ihrem TikTok-Video. Zwar sind die Einkommensmöglichkeiten in Dubai durchaus verlockend – vor allem im Vergleich zu Großbritannien. So berichtete DailyMail, dass Ärzte und Spezialisten teils das Doppelte oder sogar Dreifache ihres britischen Gehalts verdienen können. Trotzdem entscheiden sich nicht alle für ein Leben im Steuerparadies. Für viele seien die Lebensqualität und gesellschaftliche Werte entscheidend. Hinzu kommen die extremen Unterschiede zwischen Arm und Reich sowie die restriktive Gesellschaftsordnung, die in den UAE vorherrscht. (ls)