In wenigen Tagen dürfte eine gescheiterte Venussonde der Sowjetunion unkontrolliert auf die Erde stürzen und weil sie die extreme Atmosphäre des zweiten Planeten überstehen sollte, ist es wahrscheinlich, dass sie den Erdboden erreicht. Darauf hat vor wenigen Tagen der niederländische Satellitenexperte Marco Langbroek aufmerksam gemacht, inzwischen wird diese Prognose von weiteren Experten geteilt. Erwartet wird gegenwärtig, dass das Objekt am 10. Mai abstürzt, noch beträgt die Ungenauigkeit aber 57 Stunden – in beiden Zeitrichtungen. Treffen kann es deshalb noch jeden Ort zwischen den 52. Breitengraden und damit in Deutschland, Österreich und der Schweiz prinzipiell alle Orte südlicher als Berlin. Das Risiko ist aber minimal. Anzeige Objekt dürfte Sturz durch die Atmosphäre überstehen Bei dem abstürzenden Objekt handelt es sich um eine gescheiterte Weltraumsonde des Venera-Programms der Sowjetunion zur Erforschung der Venus. Gestartet wurde Kosmos 482 am 31. März 1972, vier Tage nach der Schwestersonde Venera 8. Während die aber die Venus erreichte, dort landete und Daten zur Erde schickte, verließ Kosmos 482 wegen eines Problems der Trägerrakete nie die Erdumlaufbahn. Dort kreist seitdem die Nutzlast, nachdem sie von der Rakete abgetrennt wurde. Der Satellitenexperte Jonathan McDowell hatte im März 2019 prognostiziert, dass ein Absturz in den frühen 2020er-Jahren erfolgen könnte und nun ist es offenbar soweit. McDowell schreibt noch, dass er "moderat überzeugt, aber nicht 100-prozentig sicher" ist, dass es sich bei dem Objekt um jene Kapsel handelt, die auf der Venus aufsetzen sollte. Nicht auszuschließen ist demnach, dass es sich doch um die damals eingesetzte Rakete handelt. Langbroek gibt sich dagegen überzeugt, dass es sich um die Venus-Kapsel handelt. Mit einem Hitzeschild aus Titan sei die so gebaut worden, dass sie den Flug durch die enorm dichte Atmosphäre dort übersteht. Damit dürfte sie auch den Absturz durch die Erdatmosphäre überstehen und die Oberfläche erreichen. An Bord gebe es aber kein radioaktives Material, Gefahr besteht also nur für das direkt getroffene Gebiet – das aber wahrscheinlich im Ozean liegt. Weil niemand die Kontrolle über die Sonde hat, erfolgt der Absturz unkontrolliert, herunterkommen kann sie also prinzipiell fast überall auf der Erde. Weil die aber zum Großteil von Meer bedeckt ist, ist ein Sturz ins Wasser am wahrscheinlichsten. Solche unkontrollierten Abstürze kommen immer wieder vor, erst vor einem Jahr ist eine ausrangierte größere Batteriepalette der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde gestürzt, ein Fragment hat ein Haus im US-Bundesstaat Florida beschädigt. Vorab hatte unter anderem das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gewarnt, dass ein Sturz auf Deutschland nicht auszuschließen ist. Zu Kosmos 482 hat sich das Amt bislang nicht geäußert. (mho)