„Bakteriensuppe“: Mutter entnervt von Babyschwimmen – wann ein Kinderarzt abrät Von: Jana Stäbener Drucken Teilen Ausgelaufene Windeln sind nur ein Grund, warum eine Mutter mit ihren Kindern nicht mehr zum Babyschwimmen geht. Lauern im Schwimmbecken Gefahren für die Gesundheit? „Warum ich nur mit meinem ersten Kind zum Babyschwimmen gegangen bin, und es nie bereut habe“, beginnt Elena Krefeld (@ochsenglitter) Anfang August einen Instagram-Beitrag. Sie habe damals gedacht, Babyschwimmen sei wichtig für die Entwicklung ihres Kindes, schreibt sie. Jede Woche zum Schwimmen zu hetzen, war für sie einfach nur „stressig“. Allein mit einem „glitschigen Baby duschen, herrlich!“ Und danach das Baby in warmen Umkleiden in Winterklamotten stecken – noch anstrengender. Besonders gestört hätten sie die „auslaufenden Schwimmwindeln (Muttermilchstuhl ist echt flüssig)“ im 33 Grad warmem Wasser. „Die teilnehmenden Babys haben öfter mal eine Bindehautentzündung, Ohrenentzündung oder Durchfall“, schreibt Krefeld. Es sei absurd, für das eigene Baby einerseits nur biologische Öle zu verwenden und es dann aber „einmal die Woche in eine Bakteriensuppe mit Chlor“ zu tauchen, schreibt sie und spricht in diesem Zusammenhang von einem „Frühförderdruck“ bei Müttern. BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA fragt den Frankfurter Kinderarzt Burkhard Voigt, wie gefährlich Bakterien beim Babyschwimmen sind und was er von diesem „Frühförderdruck“ hält. Babyschwimmen: Fluch oder Segen für die Kleinen? © Dreamstime/IMAGO Gefährliche Bakterien beim Babyschwimmen? Kinderarzt ordnet ein „Einen Zusammenhang zwischen Bindehautentzündungen (Konjunktivitis) und Babyschwimmen kann ich aus meiner Arbeit in der Praxis nicht bestätigen“, sagt Kinderarzt Voigt BuzzFeed News Deutschland. Ihm ist auch kein belegbarer Zusammenhang zwischen den anderen Krankheiten wie Durchfall und einem Babyschwimmkurs bekannt. Es gebe zwar immer mal wieder Fälle einer sogenannten „Schwimmbad-Konjunktivitis“, die trete aber eher bei älteren Kindern auf. „Babys haben eher einen zu engen Tränenkanal, in dem die Tränenflüssigkeit nicht richtig abläuft, als Bindehautreizungen.“ Es stimme schon, dass das Wasser beim Babyschwimmen besonders anfällig für Bakterien sei, sagt Voigt, der eine Kinderarztpraxis im Frankfurter Stadtteil Bockenheim hat. Deswegen seien die Wasseranforderungen beim Babyschwimmen deutlich höher und die Wasserqualität würde vom Personal im Hallenbad strenger kontrolliert. Eine Mutter erzählt auf Instagram, warum sie nur mit ihrem ersten Baby beim Babyschwimmen war (Symbolbild). © Westend61/IMAGO Kinderarzt: „Babyschwimmen ist nicht lebensentscheidend" Trotz Entwarnung bei den Bakterien – Krefeld habe alles richtig gemacht, mit ihren Kindern nicht mehr zum Babyschwimmen zu gehen, findet der Kinderarzt. „Es ist nicht lebensentscheidend, ob Kinder zum Babyschwimmen gehen oder nicht“, sagt er. Auch er sieht den „Frühförderdruck“, den die dreifache Mutter anspricht, und vor dem er schon in einem anderen Artikel als Erziehungsfehler warnt. „Babyschwimmen kann positiv auf Kinder wirken, kann ihnen Angst vor Wasser nehmen und eine schöne Erfahrung sein, weil es ihnen ein anderes Element näherbringt, weil sie Schwerelosigkeit erleben können“, sagt Voigt. Aber es sei wichtig, wie sich Eltern beim Babyschwimmen fühlen. „Nur, wenn sie keinen Stress empfinden, wirkt sich der Schwimmkurs positiv auf ihr Kind aus.“ Deswegen würde er Eltern, die das Babyschwimmen zu sehr stresst, immer davon abraten. „In meiner Praxis sehe ich Kinder, deren Terminkalender genauso voll ist, wie der eines Erwachsenen. Das finde ich nicht richtig. Diesen Kindern fehlt Freiraum, die eigene Kreativität zu entfalten und Eigeninitiative zu lernen“, sagt Voigt. „Bevor ich als Mutter oder Vater also den letzten freien Termin mit Babyschwimmen besetze, sollte ich mir den Vormittag vielleicht lieber nehmen, um mir und meinem Kind genau diesen Freiraum zu ermöglichen.“