Rohstoffabkommen Ukraine-USA: Was der Deal für Kiew bedeutet

Nach monatelangen Verhandlungen haben die USA und die Ukraine ein Rohstoffabkommen unterzeichnet. Beide Seiten bestätigten die Einigung am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington, doch viele Details zum Deal sind noch nicht bekannt. Korrespondent David Nauer ordnet die Bedeutung des Abkommens für die Ukraine ein. David Nauer Ukraine- und Russland-Korrespondent Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen David Nauer ist Ukraine- und Russland-Korrespondent bei SRF TV. Von 2016 bis 2021 war er als Radio-Korrespondent in Russland tätig. Zuvor war er Russland-Korrespondent des «Tages-Anzeigers». Nauer reist seit Beginn des russischen Angriffskriegs regelmässig in die Ukraine. Hier finden Sie weitere Artikel von David Nauer und Informationen zu seiner Person. Was springt für die Ukraine bei diesem Deal raus? Die ukrainische Regierung stellt das Abkommen als grossartigen Deal für den Wiederaufbau und die Sicherheit der Ukraine dar. Ich denke, dieses Abkommen hat zwei Aspekte; Wirtschaftlich ist das Ganze bisher recht schwammig. Es kann sein, dass aus diesem Abkommen irgendwann Projekte entstehen, die der Ukraine Wirtschaftswachstum und Einkommen bringen. Die USA würden dann erstens Zugriff auf Bodenschätze erhalten – und erst noch etwas verdienen. Viel wichtiger scheint mir aber im Moment das politische Signal. Die Ukraine schliesst ein Abkommen mit Trump, sie bindet quasi die USA an sich. Das ist ein Erfolg für Kiew. Sind das die erhofften Sicherheitsgarantien im Krieg gegen Russland? Konkrete Sicherheitsgarantien sind, soweit man weiss, nicht Teil des Deals. Doch das Abkommen ist ein Signal, dass die USA langfristig an einer unabhängigen, freien und letztlich prowestlichen Ukraine interessiert sind. Das bedeutet nicht, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt und auch nicht, dass die Ukraine diesen Krieg als unabhängigen Staat überleben wird. Die US-Regierung unter Trump gilt als sprunghaft. Aber für den Moment kann man sagen: Die Ukrainer haben Trump wieder ins Boot geholt und recht gut verhandelt. Denn ursprünglich wollte Trump, dass die Ukraine mit Rohstoffen für bereits geleistete US-Militärhilfe bezahlen muss. Das steht im Abkommen nun nicht mehr drin. Einige der rohstoffreichsten Regionen der Ukraine liegen im Kriegsgebiet. Welche Rolle spielt das für dieses Abkommen? Solange Krieg ist, wird dieses Abkommen kaum konkrete Auswirkungen haben. Die Russen können jeden Ort in der Ukraine beschiessen, wenn sie wollen. Ich glaube nicht, dass die USA jetzt Geld investieren in so ein riskantes Projekt. Deswegen erwarte ich, dass dieses Abkommen erst greift, wenn der Krieg zu Ende ist. Was bedeutet dieser Deal für die Friedensverhandlungen? Ich denke, nicht viel. Die Ukraine wurde ein bisschen gestärkt, weil sie die USA an sich binden konnte. Doch das Problem in diesen Verhandlungen bleibt der Kreml. Russland tut zwar so, als wollte man verhandeln – besteht aber weiterhin auf seinen maximalen Kriegszielen. Der Kreml will grosse Gebiete der Ukraine annektieren und eine prorussische Regierung in Kiew. Ich denke, wenn sie das auf diplomatischem Weg nicht erreichen, führen sie diesen Krieg einfach weiter. Solange Krieg ist, ist dieser Rohstoffdeal zwischen den USA und der Ukraine nicht viel wert.