Die nicht zuletzt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine veränderte geopolitische Lage hat in allen westlichen Staaten die Streitkräfte wieder deutlich mehr in den Fokus gerückt. Im Falle der Bundeswehr geht es einerseits darum, die Ausstattung der Truppe zu verbessern, andererseits werden dringend mehr Soldatinnen und Soldaten benötigt. Trotz intensiver Bemühungen gelingt es seit Jahren nicht, mehr Frauen und Männer für den Dienst an der Waffe zu gewinnen. Die Wehrpflicht war in Deutschland im Juli 2011 nach 55 Jahren unter dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt worden. In den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD gab es nach hartem Ringen eine Einigung auf einen neuen Wehrdienst. Eine Umfrage zeigt nun: Mehr als die Hälfte der Deutschen sieht die Pläne für ein auf Freiwilligkeit basierendes Wehrdienstmodell positiv. Pistorius hat sich an Schweden orientiert 56 Prozent der Befragten gaben bei einer YouGov-Erhebung für das „Süddeutsche Zeitung Dossier“ an, das Vorhaben der künftigen schwarz-roten Koalition entweder voll und ganz oder zumindest eher zu befürworten. Dagegen lehnten 31 Prozent die Pläne voll oder eher ab. Gerade die jüngeren Befragten zeigen sich aber skeptisch: 42 Prozent der 18- bis 29-Jährigen lehnen die Pläne ab. Die Zustimmung nimmt mit dem Alter der Befragten zu. So liegt sie bei den Über-70-Jährigen bei 71 Prozent. YouGov erhob die nach eigenen Angaben repräsentativen Daten unter mehr als 2.200 Wahlberechtigten vom 25. bis 28. April. Der alte und wohl auch neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat sich bei den Plänen an Schweden orientiert. Die Pläne der schwarz-roten Bundesregierung sehen vor, dass alle Männer und Frauen, die im wehrdienstfähigen Alter sind, angeschrieben werden und einen Fragebogen über ihre Fitness und Motivation erhalten. Die Beantwortung ist für Männer verpflichtend und für Frauen freiwillig. Die Geeignetsten und Motiviertesten werden ausgewählt. Die Entscheidung im Jahr 2011 kam in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich. Praktisch wurden alle nötigen Strukturen aufgelöst, obwohl die Wehrpflicht für Männer im Spannungs- und Verteidigungsfall wieder auflebt. Die Zahl der Männer und Frauen in der Bundeswehr ist trotz verstärkter Personalwerbung unter dem Strich rückläufig. Stand 31. Januar 2025 gab es nach Angaben des Verteidigungsministeriums 182.857 Männer und Frauen in Uniform. Ende 2022 hatte die Bundeswehr noch 183.050 Soldaten. Gleichzeitig wird die Bundeswehr immer älter: Während das Durchschnittsalter Ende 2019 noch 32,4 Jahre betrug, ist es bis Ende 2024 auf 34 Jahre gestiegen. (lem)