Herr Hammesfahr, „Löwenzahn“ feiert Anfang Mai seinen 45. Geburtstag. Sie sind nun auch schon seit fast 20 Jahren dabei. Hätten Sie das gedacht, als Sie der Nachfolger von Peter Lustig wurden? Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich da im Bauwagen lande. Und dann sind diese 20 Jahre dermaßen flott durchgerutscht, dass einem fast schwindelig wird. Es kommt mir vor, als wäre das Casting letztes Jahr gewesen. Aber ich glaube, das ist auch ein gutes Zeichen, denn es scheint offensichtlich nicht langweilig zu sein. Wie war es denn, als Sie Ihren Vorgänger Peter Lustig kennenlernten? Ich habe ihn in der Produktionsfirma kennengelernt, da war er gerade zu Besuch auf ein Kaffeestündchen. Das hat sich auch geändert, die Zeit gibt es dafür heute nicht mehr. Er begrüßte mich mit den Worten: Sind Sie der berühmte Guido Hammesfahr, der jetzt bei „Löwenzahn“ anfängt? Ich habe gesagt: Wenn Sie der berühmte Peter Lustig sind, dann bin ich wohl der berühmte Guido Hammesfahr. Er war sehr nett und hat mir auch sehr viele gute Tipps gegeben. Ist es wahr, dass Sie einen Kompass zusammenbauen mussten im Casting? Das war tatsächlich so. Wir hatten verschiedene Utensilien auf dem Tisch, der immer noch vor dem Bauwagen steht. Ein altes Radio, ein paar Nadeln, Kabel, ein Krug Wasser, eine Schüssel, eine Korkscheibe und noch irgendwelcher Krimskrams. Dank meiner Aufmerksamkeit im Sachkundeunterricht in der Grundschule konnte ich mich erinnern, wie man einen Kompass baut. Das habe ich gemacht und auch entsprechend erklärt. Haben Sie solche Experimente schon als Kind interessiert? Mich hat vor allem interessiert, was in den Sachen vor sich geht. Zum Leidwesen meiner Mutter habe ich alles auseinandergenommen. Wenn die Waschmaschine mal nicht richtig funktioniert hat, habe ich versucht, den Fehler zu finden. Manchmal blieben auch ein paar Schrauben übrig, aber die Geräte haben dann trotzdem funktioniert. Mich hat vor allem interessiert, was in den Sachen vor sich geht. Zum Leidwesen meiner Mutter habe ich alles auseinandergenommen Guido Hammesfahr In „Löwenzahn“ sind Sie Fritz Fuchs. Was ist die meistgestellte Frage, wenn Leute Sie erkennen? Die häufigste Frage ist: Wo ist dein Hund Keks? Ich sage dann: Der passt selbstverständlich auf den Bauwagen auf. Jetzt müssen aber alle sehr tapfer sein. Keks heißt nämlich nicht Keks, sondern ist ein Schauspielkollege, ein Profihund. Das ist auch etwas, das meinen Arbeitsplatz so einzigartig macht. Ich habe einen Kollegen, der sehr konzentriert arbeitet, aber nach ungefähr anderthalb Stunden knufft er mich in die Seite und möchte gestreichelt werden. Ich kann das nur jedem empfehlen, ein Berner Sennenhund als Kollege entspannt ungemein. Der Hunde-Kollege macht den Job abwechslungsreich? Ich finde es manchmal beruhigend, dass nicht alles so funktionieren kann, wie es da steht. Wir sind alle so funktionalisiert, und das geht mit Tieren eben ab und zu gar nicht. Mit den Hunden klappt es ja sogar erstaunlich gut, aber wir haben auch schon Katzen im Cast gehabt - und die gehen ganz eigene Wege. Das hält auf jeden Fall wach. Welchen Bezug hatten Sie früher zu „Löwenzahn“? Ich las, dass Sie wegen des Besuchs des Kindergottesdienstes am Sonntagmorgen die „Sendung mit der Maus“ nicht gucken konnten als Kind, aber dann „Löwenzahn“ am Nachmittag. Stimmt das? Ja, das stimmt. Damals kam „Löwenzahn“ am Sonntagnachmittag nach dem Mittagessen. Da war man von allen familiären Verpflichtungen befreit und durfte mal Fernsehen gucken. Daher kannte ich das. Ich fand es spannend, weil das draußen spielte und Peter Lustig so pfiffige Ideen hatte. Das Tiny House, das ja heute in aller Munde ist, hat er einfach schon damals vorgemacht. Die Bindung zur Natur ist durch die Sendung für Sie wieder stärker geworden? Ja, das war erstmal echt ein Schock. Ich habe vorher hauptsächlich Theater gespielt. Und dort siehst du gar kein Tageslicht. Das ist eine Berufskrankheit. Tagsüber probt man, abends hat man Aufführung. Jetzt bin ich tatsächlich immer draußen von Mai bis September. Da muss man schon Sonnencreme zur Arbeit mitbringen. Und das gefällt Ihnen? Ja, ich finde das super. Alles draußen zu drehen, bringt uns manchmal Stress, denn das Wetter hält sich nicht ans Skript. Aber wir haben das bisher immer hinbekommen. Das setzt auch voraus, dass wir nicht verglichen werden mit Studioproduktionen, was die Kosten angeht. Das hat aber eine ganz andere Ausstrahlung, Farbe und Ehrlichkeit, was wir da machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so eine Produktion im Studio macht. Die „Löwenzahn“-Geschichten sind immer 25 Minuten lang. Wie schafft man es, Kinder heute so lange bei der Stange zu halten? Die Sehgewohnheiten haben sich eindeutig verändert, deshalb sieht die Sendung heute auch ein bisschen anders aus. Wenn man eine alte Folge guckt, sieht man, dass die Einstellungen sehr lang waren. Da würde man heute dreimal zum Kühlschrank gehen. Wir haben das ein bisschen angespeedet, weil wir viele Einstellungen drehen und dann Möglichkeiten haben auch über den Schnitt etwas zu erzählen. Wollen Sie die Kinder am Ende mit einer Botschaft entlassen? Wenn wir es schaffen, dass Kinder 25 Minuten der Sendung folgen, ist schon viel erreicht. Ich sage am Schluss ja immer: Ich weiß ja nicht, was ihr macht, aber Keks und ich drehen jetzt eine Runde. Wenn wir da nur ein bisschen Nachahmungseffekt haben und die Kinder vielleicht dazu animieren, rauszugehen, haben wir schon viel erreicht. Ich möchte nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen. Ich finde, das müssen die schon selbst rausfinden. Wenn sie merken, was man draußen alles Tolles gemeinsam machen kann, wird das Tablet bestenfalls irgendwann langweilig. Peter Lustig war Guido Hammesfahrs Vorgänger in "Löwenzahn" Copyright: ZDF und Christiane Pausch Kinder sind im Netz häufig auch mit Hass und Hetze konfrontiert. Wie gehen Sie damit um? Wir haben schon eine Sendung über Netzkonsum gemacht. Das zum Thema zu machen, finde ich gut. Ich glaube aber, wir können da nicht alles leisten. Eigentlich braucht man sowas wie einen Netzführerschein, und das kommt auf Eltern und Lehrer gleichermaßen zu. Haben Sie manchmal Sorge, dass die Leute Sie nur noch als Fritz Fuchs aus „Löwenzahn“ wahrnehmen? In all den Jahren habe ich nebenbei sehr viele unterschiedliche Rollen am Theater gespielt, die fernab des Charakters von Fritz Fuchs sind. Man muss sich keine Gedanken machen, und ich habe auch immer noch große Hoffnung, dass irgendjemand im kreativen Bereich die Fantasie hat, dass Herr Hammesfahr auch nochmal etwas anderes spielt. Wie viel von Ihnen steckt denn in Fritz Fuchs? Das Wesentliche ist nicht, was drinsteckt, sondern was nicht drinsteckt. Die Kunst ist es, Dinge wegzulassen. Fritz ist viel langmütiger als ich das bin, und ich bin schon ein geduldiger Mensch, aber ich muss auch öfter mal fluchen. Das ist bei Fritz eher selten der Fall. Ansonsten ist die Neugier auf jeden Fall gleich, außerdem Empathie und Hilfsbereitschaft. Das transportiere ich auch gerne. Warum ist Ihnen das wichtig? Heute geht es vordergründig darum, zu funktionieren und Karriere zu machen. Dir wird gesagt, du musst allein zurechtkommen. Nein, man muss nicht allein zurechtkommen. Guckt mal hin, legt das Handy zur Seite, sprecht miteinander. Das ist wichtig. Wenn wir das verlernt haben, sage ich noch mal ganz offiziell: Bitte nehmt euch Zeit füreinander. Das ist viel wichtiger als alles andere. Guido Hammesfahr (56) wuchs im Westerwald auf und lebt heute in Köln. Er studierte Schauspiel und arbeitete an diversen Theatern. Seit 1997 ist er auch im Fernsehen zu sehen, etwa in „Ladykracher“. Seit 2006 ist er als Nachfolger von Peter Lustig Moderator der ZDF-Kindersendung „Löwenzahn“. Sie feiert in diesem Jahr 45. Geburtstag. Zum Jubiläum gibt es am 1. Mai einen Löwenzahn-Tag im ZDF. Ab 5.30 Uhr sind neun Folgen „Löwenzahn“ im ZDF zu sehen. Darunter auch die neue Folge „Regenbogen – Die beste Freundin“ – ab 5.00 Uhr auf zdf.de und in der App, ab 8.45 Uhr im ZDF. „Hecke – Ein Irrgarten fürs Märchen“, eine weitere Erstausstrahlung, ist am 1. Mai 2025, ab 5.00 Uhr auf zdf.de und in der App und um 19.25 Uhr bei KiKA zu sehen. Das ganze Gespräch mit Guido Hammesfahr hören Sie ab 1. Mai, 7 Uhr, im Podcast „Talk mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie finden ihn auf allen gängigen Podcast-Plattformen.