„Große Trockenheit? Alles übertrieben!“: Warum diese Behauptung brandgefährlich ist - Wetter-Experte klärt auf

„Große Trockenheit? Alles übertrieben!“: Warum diese Behauptung brandgefährlich ist – Wetter-Experte klärt auf Von: Dominik Jung Drucken Teilen Missverständnisse rund um Bodenfeuchte und pflanzenverfügbares Wasser verzerren das Bild der aktuellen Dürre. Ein Experte gibt eine fachliche Einordnung. Kassel – In Deutschland hat sich in den oberen 25 Zentimetern des Erdbodens vielerorts eine erhebliche Trockenheit eingestellt. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) visualisiert diese Trockenheit seit Jahren auf der Grundlage von Bodenfeuchtemodellen. Doch in letzter Zeit mehren sich Stimmen, die diese Daten in Zweifel ziehen und mit anderen Karten, insbesondere zur pflanzenverfügbaren Bodenfeuchte, dagegenhalten. Das sei irreführend, meint Diplom-Meteorologe und Sachbuchautor Dominik Jung von wetter.net. Die große Trockenheit ist in Deutschland noch lange nicht vorbei. Zwar kommt es aktuell zu Regen, doch das nächste Hochdruckgebiet mit Trockenheit steht schon bereit. © IMAGO / Frank Sorge Er erklärt: „Der Dürremonitor betrachtet die Bodenfeuchte unabhängig von aktuellen Wachstumsphasen. Er zeigt, wie viel Wasser im Boden insgesamt gespeichert ist – nicht nur das, was Pflanzen aktuell nutzen können.“ Diese Differenzierung sei wichtig, um Dürrephasen richtig einzuordnen. Denn auch wenn Pflanzen theoretisch noch genug Wasser ziehen könnten, heißt das nicht, dass keine Dürre herrscht. Die Aussagekraft solcher Karten sei also begrenzt, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden. wetter.net - das Wetter auf den Punkt gebracht! Dieser Artikel entstand in einer Content-Partnerschaft mit wetter.net. wetter.net bietet Ihnen alles Wissenswerte rund um Wetter und Klima. Auf unseren Seiten finden Sie weltweite Stadt- und Ortsprognosen für die nächsten 14 Tage und das für die ersten 7 Tage in 1-stündiger und für die nachfolgenden Tage in 3-stündiger zeitlicher Auflösung. Wettervorhersagen, Niederschlagsradar, Messwerte, Wetterwarnungen, Deutschlandwetter und Wetter-News informieren über die aktuelle Entwicklung sowie die kommenden Stunden und Tage. Wetter in Deutschland: Pflanzenverfügbares Wasser vs. Bodenfeuchte sind zwei Paar Schuhe Das pflanzenverfügbare Wasser beschreibe nur den Teil des Wassers im Boden, der für Pflanzenwurzeln tatsächlich erreichbar sei – abhängig von Wurzelwerk, Bodentyp und Vegetation, erklärt Jung. Dabei werde oft der Wurzelraum von typischen Kulturpflanzen betrachtet. Die Gesamtbodenfeuchte, wie sie etwa der Dürremonitor auf verschiedenen Tiefenebenen abbildet, gehe jedoch darüber hinaus: Er berücksichtige den Wassergehalt im Boden insgesamt, unabhängig davon, ob Pflanzen ihn aktuell nutzen können oder nicht. Trotz des regionalen Niederschlags der vergangenen Tage herrscht immer noch in vielen Regionen von Deutschland eine ausgeprägte Trockenheit (rot bis dunkelrote Bereiche). Die Karte zeigt den Stand vom 21. April 2025. © UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Gerade im Frühjahr, wenn viele Pflanzen noch nicht tief wurzeln, ist der Zustand der obersten Bodenschicht besonders relevant. Dort liege derzeit eine teils extreme Trockenheit vor, so Jung. Die Diskussion um das „wahre Ausmaß“ der Dürre vermische hier aber unterschiedliche Messgrößen und werde dadurch unnötig verkompliziert. Fachlich korrekt sei: Ein Boden kann dürr sein, obwohl es in tieferen Schichten noch Restfeuchte gebe, die aber nicht kurzfristig zur Verfügung stehe. Tornados, Wüstenstürme, Zyklone: Wetterphänomene, die Sie kennen sollten Fotostrecke ansehen Experte ordnet Wetter-Karten ein: Warum gezielte Verwirrung gefährlich ist „Leider nutzen einige Akteure diese Unterschiede, um Zweifel an der realen Dürresituation zu streuen“, so Dominik Jung. In sozialen Netzwerken kursierten Karten der pflanzenverfügbaren Feuchte mit dem Vorwurf, der Dürremonitor verbreite Fake News – ein Vorwurf, der wissenschaftlich nicht haltbar sei. Dahinter stecke nicht selten eine Strategie: die Verharmlosung des Klimawandels. Behauptungen, die schreiben: „Große Trockenheit? Alles übertrieben!“, seien also schlichtweg falsch. Die aktuelle Lage zeige eigentlich gerade genau das Gegenteil. Ein trockener Oberboden zu Beginn der Vegetationsperiode sei ein ernstes Signal, insbesondere mit Blick auf Ernteausfälle, Waldbrandgefahr und Wasserknappheit. Im Mai könnten sich diese Gefahrenpotenziale weiter zuspitzen. Jung stellt klar: „Wer diese Situation schönredet oder gar die Seriosität wissenschaftlicher Quellen anzweifelt, handelt verantwortungslos“. Es brauche jetzt eine sachliche, auf Daten basierte Diskussion – und keine Stimmungsmache gegen etablierte Umweltforschung. Der Dürremonitor sei ein wichtiges Frühwarnsystem.