In Teilen Englands sind die Bürgerinnen und Bürger am heutigen Donnerstag aufgerufen, ihre Stimmen bei Kommunalwahlen abzugeben. Die Wahlen gelten als Stimmungstest für die Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer. Beobachter schauen vor allem auf das Abschneiden der rechtspopulistischen und migrationsfeindlichen Partei Reform UK von Nigel Farage: Sie war zuletzt in landesweiten Umfragen die stärkste Partei. Insgesamt 1.640 Sitze in 23 Gemeinderäten werden bei der Wahl besetzt, auch werden in sechs Städten die Bürgermeisterinnen neu gewählt. Im nordwestenglischen Bezirk Runcorn and Helsby wird zudem ein Parlamentssitz neu besetzt, nachdem der bisherige Mandatsinhaber von der Labour-Partei wegen Körperverletzung verurteilt worden war. Besonders die konservative Tory-Partei könnte bei den anstehenden Wahlen schwach abschneiden. Noch unter Ex-Premier Boris Johnson errangen die Tories bei den Kommunalwahlen in denselben Bezirken 2021 einen Sieg. Befürchtet wird nun, dass sie rund die Hälfte ihrer landesweit knapp 1.000 Gemeinderatssitze verlieren werden, viele davon an Reform UK. Tories machten Farages Themen zu ihren eigenen Farages erklärtes Ziel ist, wie er bereits im vergangenen Jahr in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa deutlich machte, Großbritanniens nächster Premierminister zu werden und das Ende der Tories einzuleiten. Lange konnten die Konservativen Farage auf Abstand halten, der ihnen in verschiedenen Parteiprojekten wie Ukip (UK Independence Party), der Brexit-Partei und zuletzt Reform UK von rechts Konkurrenz machte. Forderungen, die Farage aufstellte, wie etwa der EU-Austritt, Bootsflüchtlinge und der Kampf gegen "wokes" Gedankengut, wurden von den Tories jedoch größtenteils übernommen. © Lea Dohle Newsletter Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick Starten Sie mit unserem kurzen Nachrichten-Newsletter in den Tag. Erhalten Sie zudem freitags den US-Sonderletter "Was jetzt, America?" sowie das digitale Magazin ZEIT am Wochenende. Registrieren Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis. Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt. Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement. Diese E-Mail-Adresse ist bereits registriert. Bitte geben Sie auf der folgenden Seite Ihr Passwort ein. Falls Sie nicht weitergeleitet werden, klicken Sie bitte hier . Auch wurde der Abstand zwischen Tories und Reform zuletzt immer kleiner. Ähnlich wie die AfD in Deutschland hat auch die Farage-Partei nach der jüngsten Parlamentswahl in Umfragen noch einmal kräftig zugelegt. Mit 25 Prozent liegt sie im Schnitt der jüngsten Umfragen sogar vor der Regierungspartei Labour mit 23 Prozent und den Tories mit 21 Prozent. Zudem gilt die derzeitige konservative Parteichefin Kemi Badenoch als schwach. Reform, gefürchtet von Tories und Labour Schon bei den nächsten Parlamentswahlen 2029 könnte Reform UK somit zur größten Fraktion im britischen Parlament werden. Aktuell sitzen Farages Parteikollegen mit gerade einmal vier Abgeordneten im Unterhaus. Bislang erhielten, wegen des britischen Mehrheitswahlrechts, meist entweder die Konservativen oder Labour ein klares Regierungsmandat. Die Tories befürchten nun, dass das mit dem Wahlrecht einhergehende faktische Zweiparteiensystem dauerhaft gestört werden könnte –oder sich wieder einpendelt, allerdings nicht mit den Konservativen, sondern mit Reform als Gegenpol zu Labour. Zwar sind lokale Wahlergebnisse nur eingeschränkt aussagekräftig für nationale Trends. Dennoch wird bei den Konservativen bereits über ein mögliches Bündnis mit Farage diskutiert. Auch Labour hat bei der Kommunalwahl laut Prognosen ebenfalls Anlass zur Sorge. Doch ihre Verluste dürften sich allein deswegen in Grenzen halten, weil die Partei schon bei der vergangenen Wahl schlecht abgeschnitten hatte. Zudem verfügen die Sozialdemokraten über eine starke Mehrheit im Parlament. Die Angst vor Farage ist jedoch auch in der Regierungspartei groß. Viele traditionelle Labour-Wähler aus der Arbeiterschicht, vor allem im Norden des Landes, hatten sich beim Brexit-Referendum für den EU-Austritt ausgesprochen und folgten damit Farage.